Freiburg. Erst in einer Talsohle, dann aber richtig in Fahrt: Stürmer Ermedin Demirovic steht sinnbildlich für den Aufschwung des SC Freiburg. Auch wegen seiner Qualitäten hoffen die Badener darauf, am Sonntag Rekordmeister FC Bayern München ärgern zu können.

Nach holprigem Start ist der SC Freiburg nun voll in Fahrt. Und mit ihm Ermedin Demirovic.

Fünf Siege in Serie feierten die Badener zuletzt, stellten damit einen Vereinsrekord auf. Ob sie jetzt auch erstmals in der Fußball-Bundesliga beim großen FC Bayern München gewinnen? Selten wirkte die Chance größer als vor dem Gastspiel beim Rekordmeister am Sonntag (15.30 Uhr/Sky). Einer der Hoffnungsträger der Freiburger ist ihr Neuzugang in der Spitze.

Nach dem 5:0 gegen den 1. FC Köln lobte Trainer Christian Streich nicht nur die bemerkenswerte Entwicklung der gesamten Mannschaft, sondern bewusst auch die einiger Spieler. Der 55-Jährige dachte dabei auch an Demirovic, seinen neuen Torjäger, der in den vergangenen drei Spielen zwei Treffer erzielte, vier weitere vorbereitete - und so sinnbildlich für den Freiburger Höhenflug steht.

Im Sommer hatten die Badener den bosnischen U21-Nationalspieler für rund 3,7 Millionen Euro vom spanischen Erstligisten Deportivo Alaves geholt, auch als Nachfolger des zu Benfica Lissabon gewechselten Nationalstürmers Luca Waldschmidt. Doch der 22-Jährige kam zunächst nicht auf Touren - so wie das ganze Team, das zwischenzeitlich neun Spiele in Folge sieglos blieb.

Demirovic ließ sich davon jedoch nicht groß beeindrucken, mit Rückschlägen kann er offensichtlich umgehen. Schließlich musste er sich schon als 14-Jähriger in der Jugend des Hamburger SV anhören, dass seine Anlagen wohl nicht ausreichten, um Profi zu werden. Das erzählte der Stürmer im Herbst 2019 dem "St. Galler Tagblatt", als er in der Schweiz für den FC St. Gallen spielte. "In dieser Situation ausschließlich auf Fußball zu setzen, sei gefährlich, sagten die Leute damals. Sie empfahlen mir aufzuhören."

Tat er aber nicht. Und nun lässt er Freiburg sogar darauf hoffen, den zuletzt abwehrschwachen Bayern nach deren peinlichem Pokal-Aus beim Zweitligisten Kiel am Sonntag den nächsten Nackenschlag zu verpassen.

Beim FC St. Gallen trug Demirovic in der vergangenen Saison als Leihspieler von Alaves mit 14 Toren zur Vizemeisterschaft bei. Nun ist der körperlich robuste Profi drauf und dran, sich auch in der Bundesliga durchzusetzen. Er brauche allerdings noch mehr Ruhe vor dem Tor und müsse sich im Kopfballspiel verbessern, befand Streich. Dafür habe er eine große Ruhe am Ball. "Seine Leistung ist jetzt gut, und er ist ein super netter Kerl", meinte der Trainer.

Zu der anfänglichen Talsohle von Demirovic trug wohl auch bei, dass er in Freiburg verspätet in die Vorbereitung einstieg, weil die Schweizer Liga wegen der Corona-Krise spät zu Ende ging und er kaum Urlaub hatte. "Er war müde", sagte Streich. Nun sei er aber "sehr zufrieden" mit dem "Arbeitsethos" seines Schützlings.

Mit seinen jüngsten Leistungen verdrängte Demirovic sogar Freiburgs Rekordtorschützen Nils Petersen in die zweite Reihe. Zudem zeigte der gebürtige Hamburger, dass er die Fußstapfen von Waldschmidt vielleicht wirklich ausfüllen kann, auch wenn beide unterschiedliche Spielertypen sind. Wird er nun auch die Bayern ärgern?

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