Wolfsburg. Der deutsche Fußballmeister bei den Frauen wird wohl wie bei den Männern FC Bayern München heißen. Im Spitzenspiel halten die Münchnerinnen den einzigen Konkurrenten aus Wolfsburg von sich fern. Feiern können sie aber noch nicht.

Die Fußballerinnen des FC Bayern München bildeten im Strafraum einen Kreis und brüllten nach dem womöglich vorentscheidenden Remis auf dem Weg zur Meisterschaft beim VfL Wolfsburg ihre Emotionen laut heraus.

Das Team von Trainer Jens Scheuer trennte sich im direkten Duell 1:1 (1:0) vom einzigen Verfolger. Damit hielten die Münchnerinnen die Wolfsburgerinnen, die sich nach dem Abpfiff enttäuscht abklatschten, auf Distanz.

"Es war eine absolute Willensleistung. Man hat gemerkt, dass es für beide Mannschaften ein Alles-oder-Nichts-Spiel ist", sagte Bayern-Torschützin Sydney Lohmann. "Wolfsburg hätte den Sieg natürlich mehr gebraucht. Für uns ist der Punkt auf jeden Fall ein Erfolg."

Vor den letzten beiden Spieltagen der Bundesliga-Saison haben die Bayerinnen nun weiter zwei Punkte Vorsprung auf den VfL, der zuletzt viermal nacheinander den Titel geholt hatte. Damit spricht viel dafür, dass der deutsche Meister bei den Frauen wie bei den Männern aus München kommt.

Lohmann brachte die Gäste aus Süddeutschland in der 34. Minute in Führung. Ewa Pajor glich in der Schlussphase für die Gastgeberinnen aus (81.). "Ich finde, dass wir trotzdem eine gute Moral gezeigt haben", sagte Wolfsburgs Svenja Huth. Die 30-Jährige war zwar enttäuscht, sagte aber auch: "Wir haben immer noch die Chance." Huth meinte: "Wir müssen weiterhin unsere Hausaufgaben machen. Wir hoffen bis zum letzten Spieltag und geben weiterhin Vollgas."

Die Wölfinnen, bei denen Kapitänin und Nationalspielerin Alexandra Popp mit Knieproblemen kurzfristig ausfiel, begannen schwungvoll und setzten den FCB unter Druck. Pajor hatte früh die erste Großchance, scheiterte jedoch an der stark parierenden Laura Benkarth im Bayern-Tor (7.).

Dem VfL gelang es nicht, seine gute Anfangsphase in einer intensiven Partie für ein Tor zu nutzen. Die Gäste, die Mitte des ersten Durchgangs besser ins Spiel kamen, waren effektiver: Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld klärte Wolfsburg nicht ausreichend und Lohmann schob den Ball aus kurzer Distanz ins Netz. Euphorisch bejubelte die Torschützin ihren Treffer mit den Ersatzspielerinnen an der Bande.

In der Schlussphause verpasste Lineth Beerensteyn zunächst mit einem Lattenschuss das 2:0, dann wurde es nach Pajors Ausgleich nochmal richtig spannend. Wolfsburg kam jedoch nicht mehr zum Siegtreffer.

Zum Saison-Abschluss spielt der FCB noch bei Bayer Leverkusen und gegen Eintracht Frankfurt. Wolfsburg bekommt es mit Frankfurt und Werder Bremen zu tun. Angesichts der Ausnahmestellung der beiden Teams im deutschen Frauenfußball wäre ein Ausrutscher der Bayerinnen überraschend - feiern kann der FCB aber freilich noch nicht. "Wir wissen, dass der Punkt ganz ganz wichtig war für uns, aber zwei Spiele sind's noch und dannach können wir weiterschauen", sagte Lohmann.

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