Riad.

Monika Staab ist nach der Übernahme des Trainerpostens bei der Frauen-Nationalmannschaft in Saudi-Arabien von der Fußball-Begeisterung im Land beeindruckt.

"Die Saudis sind genauso fußballverrückt wie wir Europäer. Am Tag meiner Ankunft hatte die Männer-Nationalmannschaft ein WM-Qualifikationsspiel. Es waren 50.000 Menschen im Stadion in Dschidda, auch viele Kinder und Frauen. Alle haben 90 Minuten lang durchgesungen. Ich bin mir vorgekommen wie in Dortmund oder auf Schalke", sagte Staab im Interview bei "Spox.com".

Die deutsche Trainerin ist seit September mit der Aufgabe betraut, ein Frauen-Nationalteam aufzubauen. Anfang nächsten Jahres soll es das erste Länderspiel geben. Frauen-Fußball war in Saudi-Arabien bis vor einigen Jahren verboten. Die politische Führung um den saudischen Kronprinz Mohammed bin Salman, dem schwere Menschrechtsverstöße vorgeworfen werden, stehe hinter dem Projekt.

Sportswashing?

Dass das Land Sportswashing betreibe, um mithilfe des Sports und positiver Berichterstattung darüber von Missständen wie Menschenrechtsverletzungen abzulenken, sieht die 62-Jährige nicht so. "Natürlich will Saudi-Arabien seinen Ruf verbessern. Aber was ich hier sehe, ist kein Sportswashing. Mehr will ich mich über Politik nicht äußern. Das ist nicht meine Mission. Ich bin hier, um den Frauenfußball zu entwickeln." Die Übernahme des englischen Premier-League-Clubs Newcastle United durch ein Konsortium mit saudischer Beteiligung sei im Land kein großes Thema.

In Saudi-Arabien gilt eine besonders konservative Lesart des Islam, die die Rechte von Frauen beschneidet. In den vergangenen Jahren wurden jedoch im Zuge gesellschaftlicher Reformen zahlreiche Regelungen gelockert. So dürfen Frauen seit 2018 unter anderem Auto fahren und als Zuschauerinnen zu Fußballspielen ins Stadion.

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