Dirk Pille über die UWV (ungewöhnliche Wettkampf-Vorbereitung).

Kürzlich bei der Bob-WM in Altenberg. Als ich vom Ziel ins höher gelegene Pressezentrum schnaufte und meine FFP-2-Maske sich am Gesicht festsaugte, dachte ich, das wär doch mal eine effektive Trainingsmethode. Da muss man gar nicht mehr nach Davos oder Johannesburg reisen, um weniger Sauerstoff zu atmen. Ein paar Tage später sah ich Fernsehbilder von DDR-Sportlern mit Gasmaske in Kienbaum. Auch wir rannten in der Nationalen Volksarmee beim Langlauf-Training mal ein paar Runden mit der „Schnuffi“, wenn wir uns besonders quälen wollten. Heute also Joggen mit FFP2 oder noch besser FFP3. Am Rheinufer in Düsseldorf ist das übrigens schon Pflicht, obwohl von einem vorbeilaufenden Jogger noch nie jemand angesteckt wurde. Und wer länger am Rhein stehen bleibt und erwischt wird, muss 50 Euro zahlen. Corona ist schon Wahnsinn.

Irre ist auch das Video, das mir mein Sondershäuser Kollege V. zugeschickt hat. Zu sehen ist Biathlon-Weltmeisterin Tiril Eckhoff beim Schießtraining unter besonderen Umständen. Ein Reporter versucht die Norwegerin mit allerlei Dingen vom Treffen abzuhalten. Ein Elektroschock-Halsband, eine Heavy-Metal-Band live am Ohr, eine Riesenboa um den Hals und als Höhepunkt: der Reporter im Sado-Maso-Kostüm mit Peitsche. Eckhoff traf da übrigens am besten und versohlte dem Reporter später den Po. Wenn sie sich das anschauen wollen, geben sie einfach Tiril Eckhoff und Schießtraining ein. Zum Brüllen komisch!

Jenas Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler greift gelegentlich zum Streichholz, um an seiner Wurftechnik zu feilen und Bewegungsabläufe zu präzisieren. Auf 32 Meter hat er es schon geschafft. Vielleicht klappt es so irgendwann mit einem 100-Meter-Speerwurf. Uwe Hohn, der 104,80-Meter-Rekordhalter mit dem alten Speer, hat auch Streichhölzer geworfen. 34 Meter sind von ihm überliefert.

Felix Magath, Spitzname „Quälix“, ließ seine Spieler nicht nur mit Medizinbällen trainieren. Er verdonnerte sie in Wolfsburg auch zum Speerwerfen und wurde so 2009 Sensationsmeister.

Bei der Fußball-WM 2018 in Russland hatten die Engländer für Aufsehen gesorgt. Die Inselbewohner, als skurril bekannt, übten erst mit aufgeblasenen Einhörnern im Pool und warfen sich dann zum Aufwärmen Gummihühner wie beim Rugby zu. Im Halbfinale war der Spaß gegen Kroatien zwar vorbei, aber die Three Lions belegten wenigstens Platz vier. Die deutschen Adler waren da längst gerupft nach Hause geflogen.

Braunschweigs Trainer Lieberknecht ließ seine Torhüter 2014 einäugig nach Flanken hechten. Jeder trug eine Augenklappe. Bei Linksflanken waren die Torhüter rechts blind, bei Rechtsflanken links blind. Motto der Eintracht-Piraten: schlechter sehen, um besser zu halten. Die Eintracht kassierte letztlich nur 60 Tore, stieg als Bundesliga-Letzter aber trotzdem ab.

Ich benutzte früher mal einen kleinen Gummiball, warf den gegen die Wand und versuchte, ihn dann zu parieren. Immerhin habe ich es damit ins Tor der Handball-Studentenauswahl und der Thüringer Journalisten-Elf geschafft. Dort entdeckte ich kleine Tricks der Leistungssteigerung, wie zum Beispiel die eigene Frau auf die Tribüne zu setzen. Selten war ich so unter Druck und habe dann so gut gehalten. Die UWV (unmittelbare Wettkampf-Vorbereitung) unserer Mannschaft ein paar Jahre zuvor war allerdings durchaus fragwürdig. Beim Gewinn der deutschen Meisterschaft der Thüringer Sportjournalisten gab es am Abend zuvor reichlich Ramazotti, was sich bei mir allerdings nur auf die 3000-Meter-Leistung (guter Start – Gehpause – schwacher Zielspurt) auswirkte. Beim Fußball am Nachmittag reichten Reflexe und Kondition. Einzig unser damaliger Trainer Gerhard W., weiland Schütze des ersten Erfurter Oberliga-Tores, bekam von unserem entscheidenden Treffer aus oben genannten Gründen nicht viel mit. Wir gewannen damals die berühmte „Ente“, einen hübschen Wander-Pokal.

Im Übrigen haben sie hier keine einzige Ente (heute Fake News) gelesen. Alle Trainingsmethoden wurden von den handelnden Personen ausprobiert. Allerdings mit mehr oder weniger Erfolg.