Marco Alles über den Fall Heiko Vogel.

Auch Wochen nach seinem verbalen Aussetzer möchte man Herrn Vogel noch denselben zeigen und kopfschüttelnd fragen: Mensch Heiko, was hat dich dabei bloß geritten? Einer Linienrichterin den fußballerischen Sachverstand abzusprechen, weil sie eine Frau ist, war ein Foul der üblen Sorte. Ob es aus der Emotion heraus geschah oder tatsächlich seine innere Haltung offenlegte, weiß nur der Mönchengladbacher U-23-Trainer selbst. Man mag ihm zugutehalten, dass er sich mehrfach persönlich bei der Schiedsrichter-Assistentin entschuldigte.

Trotzdem: Der 45-Jährige ist kein heuriger Hase, dem in einem schwachen Moment die Sicherungen durchbrannten. Vogel gewann schon Titel in Österreich und der Schweiz – und er spielte einst mit dem FC Basel gar in der Champions League. Eben jener Bühne, auf der immer wieder für gegenseitigen Respekt geworben und Diskriminierung angeprangert wird.

Als sei die verbale Entgleisung Ende Januar nicht schon traurig genug gewesen, sorgte nun der Richterspruch des Westdeutschen Verbandes zurecht für breite Empörung – auch bei den Spielerinnen des FC Carl Zeiss Jena. Vogels Strafe mit Trainingseinheiten eines Frauenteams zu garnieren, stellt keine besonders originelle Form der Mediation dar. Dieses Verdikt ist vor allem geringschätzig.

Es ist nicht allzu lange her, dass sich der DFB für „50 Jahre Frauenfußball in Deutschland“ selbst feierte und stolz auf die Erfolge der jüngeren Vergangenheit verwies. Aber der „Fall Vogel“ macht deutlich: Von Gleichberechtigung kann keine Rede sein. Noch immer müssen Frauen um Akzeptanz im Fußball kämpfen. Instinktlose Gerichtsurteile sind dabei wenig hilfreich.