Marco Alles über Özils Wechsel.

Leichtfüßig schwebt er über den Platz, weiß sich mit dem Ball auch aus der engsten Umklammerung zu befreien, um einen Pass in Räume zu spielen, die allen anderen bis dahin verborgen geblieben waren.

Es gibt nur wenige deutsche Fußballer, die so viel Gefühl im Fuß mit Übersicht und Kreativität in sich vereinen wie Mesut Özil. Kaum einer verkörpert so sehr das Schöne in dem Spiel wie er. Doch der traurige Niedergang des Virtuosen lehrt uns: Auch Fußballkunst ist vergänglich. Der WM-Triumph in Rio, seine Festtage mit Real Madrid und dem FC Arsenal wirken wie Sternstunden einer längst vergessenen Zeit.

Der Özil von heute gibt ein bemitleidenswertes Bild ab: müder Blick, hängende Schultern, lustlose Auftritte, trotzige Repliken. Weil er in den sozialen Medien oder bei politischen Debatten (Erdogan, Uiguren, Nagorni-Karabach) mehr Einsatz und Kampfgeist zeigte als auf dem grünen Rasen, geriet er in London aufs Abstellgleis. Als teuerstes Missverständnis der Clubgeschichte. Durch die Flucht des tief Gefallenen an den Bosporus spart Arsenal nun 55.000 Euro pro Tag. Özil wiederum hat in der Heimat seiner Eltern die Chance, alte Klasse neu aufblitzen zu lassen. Es dürfte mit nunmehr 32 Jahren seine letzte sein.

Dass sie ihn in der Türkei mit offenen Armen empfangen, kann beim Neuanfang ebenso helfen, wie die überschaubaren sportlichen Anforderungen. Das Niveau in der Süper Lig ist mit dem in der Premier League nicht zu vergleichen. Zudem war Fenerbahce dort in den vergangenen beiden Jahren nur Mittelmaß.

Mit Özil hofft der Club auf bessere Zeiten. Und Özil mit ihm.