Marco Alles über den FC Rot-Weiß Erfurt und Wacker Nordhausen

Verbal flogen sie immer hoch; riefen Missionen aus und träumten lange vom Sprung in die zweite und dritte Liga. Gelandet sind sie indes auf dem harten Amateur-Fußboden. Nach Monaten voller Pleiten, Fehlpässe und Eigentore rollt der Ball für den FC Rot-Weiß Erfurt und Wacker Nordhausen nun in Liga fünf weiter. Die bittere Realität heißt künftig Sandersdorf, Krieschow und Zorbau.

Ein Absturz, der Parallelen aufweist. In der Landeshauptstadt wie im Südharz lebte man täglich über seinen Verhältnissen, ohne an das Morgen zu denken. Man machte Schulden in Millionenhöhe, in der vagen Hoffnung auf sportlichen Erfolg. Das war blauäugig und verantwortungslos. Das böse Erwachen musste unweigerlich kommen.

Schon viele Vereine sind so in die Insolvenzfalle getappt. Doch es gab nur wenige, bei denen sich die Lage während des Verfahrens derart zugespitzt hat wie in Erfurt. Bis zuletzt hing selbst der Wiederanpfiff in der Oberliga am seidenen Faden. Auch wenn der Verwalter den Schwarzen Peter gern anderen zuschiebt; die Verantwortung dafür trägt er. Wenigstens konnte in letzter Sekunde mit dem Investoren-Einstieg und der Freigabe-Einigung der Super-GAU verhindert werden. Es ist zu hoffen, dass die Nordhäuser Insolvenz-Verantwortlichen aus den Erfurter Fehlern lernen. Dann bleibt ihren Gläubigern und Fans eine Menge Leid erspart.

Eines steht aber schon fest: Bei Wacker und Rot-Weiß wird es mittelfristig nur Fußball unter einfachen Verhältnissen geben: jenseits der modernen Stadien, vor kleinen Zuschauerkulissen, mit Lehrlingen auf dem Spielfeld. Doch beide Vereine und nicht zuletzt ihr Umfeld sollten diese neue Realität nicht als Strafe ansehen, sondern als Chance zum Neubeginn begreifen. Es hätte noch schlimmer kommen können.