Dirk Pille über den Pferde-Herpes.

Nein, es ist nicht Corona. Obwohl diese Krankheit auch bei Pferden in harmloser Form existiert, trifft die Reiterbranche derzeit ein viel gefährlicherer Virus. Herpes tötet die teuren Tiere. Der Renn- und Turniersport ist lahmgelegt. In den Ställen herrscht Angst.

Die Reiter und Pferdebesitzer zahlen gerade den Preis für ihre globalen Wettkämpfe-Serien. Die Reiserei birgt Gefahren. Erst Valencia, dann Doha, inzwischen auch Florida und Deutschland. Fast 20 Tiere sind schon an EHV-1 gestorben. Ein gutes Springpferd kostet schnell mal um die 100.000 Euro, selbst für junge Tiere werden sogar 50.000 Euro aufgerufen. Die Existenz selbst etablierter Reiterhöfe ist so schnell bedroht.

Inzwischen wurden in zwölf Ländern internationale Reitturniere untersagt. Auch das Weltcup-Finale im schwedischen Göteborg wurde gestrichen.

Glücklich dürfen sich kleinere Ställe auf dem Land schätzen, wo die Pferde kaum wechseln. In Thüringen gab es bis diese Woche keine Herpes-Fälle. Doch auch hier machen sich die Reiter Gedanken. Schließlich steckt auch der Mensch das Tier mit Herpes an.

Reiter-Legende Paul Schockemöhle kritisierte, dass es in Deutschland für Pferde-Herpes weder eine Melde- noch eine Impfpflicht gibt. Der 75-Jährige fordert die seit 15 Jahren, doch die Behörden ignorierten die Gefahr. Auf Impfungen, die dreimal verabreicht werden müssen und wenigstens zum größten Teil vorm Virus schützen, wurde bisher meist aus Kostengründen verzichtet. Inzwischen gibt es kaum noch Vakzin auf dem Markt. Corona lässt grüßen.

Als einzige Lösung, um die Seuche auszutrocknen, bleibt so nur die Quarantäne.