Axel Lukacsek  über die umstrittene Fußball-WM in Katar.

Wollen wir es mal freundlich ausdrücken. Es war reine Symbolpolitik, als der Deutsche Fußball-Bund auf die Situation der Menschenrechte in Katar aufmerksam machen wollte. Schön, dass sich die Nationalspieler zu dem viel diskutierten Thema auf dem Spielfeld öffentlich bekannt haben. Dass sich der Verband aber mit einem bunten Hochglanz-Werbevideo ob seiner T-Shirt-Aktion hinterher groß feiern lassen wollte, fanden viele geschmacklos und sicherlich auch entlarvend.

Insofern dürfen sich die Sportfunktionäre glücklich schätzen, dass Toni Kroos nun in einem Podcast außergewöhnlich deutlich die Vergabe der Weltmeisterschaft nach Katar hinterfragt. Seine scharfe Kritik stellt die Diskussion auf eine neue Stufe. Kroos gibt ihr ein Gesicht und führt gleich nebenbei die einstigen Aussagen von Franz Beckenbauer ad absurdum. Der Kaiser meinte mal, er habe bei seinen Besuchen in Katar nie einen Gastarbeiter zu Gesicht bekommen, der unsäglich schuften musste. Ohnehin sind diese Titelkämpfe wegen ihrer Terminierung in der Adventszeit 2022 für die meisten Fans eine Zumutung.

Konsequent wäre es ja, auf eine Teilnahme in Katar zu verzichten. Aber das wird die deutsche Fußball-Nationalmannschaft freilich nicht tun. Vor allem: Wäre es überhaupt sinnvoll? Würde sich so die Situation der Menschen ändern?

Insofern sind die Aussagen von Kroos mutig. Der Nationalspieler nämlich kündigte an, auch während der Weltmeisterschaft seine Stimme zu erheben. Wenn er tatsächlich die WM als Bühne dafür nutzt, wird seine Botschaft gewiss nicht wirkungslos verhallen. Vor allem würde er viele andere Profis ermutigen, es ihm gleich zu tun.