Holger Zaumsegel über den neuen deutschen Tennisstar.

Niederlagen schmecken bitter – und die von Alexander Zverev im Finale der US Open gegen seinen Freund Dominic Thiem ganz besonders. Seinen ersten Grand-Slam-Titel verpasste der deutsche Tennisstar aus Hamburg nur denkbar knapp, im Tiebreak des fünften Satzes. So nah dran zu sein und am Ende doch mit leeren Händen dazustehen: Der 23-Jährige hätte den Sieg genauso verdient wie der Österreicher.

Trotzdem sollte sich Zverev nicht schlecht fühlen. Irgendwann, versprach er mit Tränen der Enttäuschung auf den Wangen nach dem Finale seinen Eltern, werde er ihnen so eine Trophäe mit nach Hause bringen.

Und das ist dem Norddeutschen mit russischen Wurzeln durchaus zuzutrauen. Gerade bei diesen US Open hat sich Zverev gewandelt, auch Spiele gewonnen, bei denen er eigentlich nicht gut drauf war. Und ein Kämpferherz bewiesen, das an den jungen Boris Becker erinnerte.

Das Gute an Niederlagen ist, dass man aus ihnen mehr lernt als aus Siegen. Und bei allem Talent ist Zverev immer noch ein Lernender, der sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft zu haben scheint. Vielleicht brauchte es diesen verpassten Titel ja, um ihn auf ein neues, noch besseres Niveau zu heben. Schließlich fragt sich die Tenniswelt schon lange, wer in naher Zukunft in die Fußstapfen der großen Drei – Roger Federer (39), Rafael Nadal (34) und Novak Djokovic (33) – treten kann. Und nicht nur Becker, bisher letzter deutscher Grand-Slam-Sieger, ist sich mit Blick auf Zverev sicher, dass die Wachablösung schon begonnen hat.