Jena. Beim 4. Jenaer Speerwurf-Festival kämpfen die Athleten mit schwierigen Bedingungen. Thomas Röhler feiert dennoch einen Heimsieg.

Ein prüfender Blick des Olympiasiegers ging in die Wipfel der Bäume. Der Wind, das war zu sehen, hatte merklich abgenommen. Also lief Thomas Röhler schnell los, feuerte seinen Speer gen Horizont auf der Wurfanlage in der Jenaer Oberaue und riss, noch während das Arbeitsgerät in der Luft war, die Arme hoch. 82,56 Meter – kein Ruhmesblatt für den amtierenden Europameister. Aber immerhin der Heimsieg beim 4. Jenaer Speerwurf-Festival am Samstag.

„Heute musst du einen soliden 83-Meter-Wurf machen und Geduld haben“, hatte der 27-jährige Meeting-Organisator vom LC Jena noch vor dem Wettkampf, den sein Trainer Harro Schwuchow aufgrund der wechselhaften Seitenwinde als „Lotterie“ bezeichnet hatte, angekündigt. Und er sollte Recht behalten. Bis zum vierten Versuch dauerte es, ehe Röhler der Siegwurf gelang. Fast hätte ihm Cyprian Mrzygold noch die Suppe versalzen. Als sich sein Speer im letzten Versuch in den Rasen bohrte, mutmaßte Bundestrainer Boris Obergföll schon: „Jetzt klaut der ihm noch den Sieg!“ Doch 25 Zentimeter fehlten dem Polen, der hinter Röhler und vor Kim Amb (Schweden/ 81,69 m) mit 82,31 Metern Zweiter im Männer-Wettbewerb wurde.

128 Athleten aus 23 verschiedenen Nationen am Start

Bei den Frauen verpasste Europameisterin Christin Hussong ihren Vorjahressieg knapp. „Irgendwie typisch für diese Saison, dass ich wieder im letzten Wurf verliere“, sagte die 25-Jährige vom LAC Zweibrücken. Mit der Weite von 62,40 Meter hatte sie seit dem ersten Durchgang geführt, ehe Tatsiana Khaladovich (Weißrussland) mit ihrem letzten Versuch und 62,93 Metern sie noch übertraf. „Schade, ich hätte natürlich gern gewonnen. Wenigstens halte ich noch immer den Meetingrekord“, fand Hussong Trost.

„Die Bedingungen mit dem Wind waren heute schwierig“, meinte sie. „Aber meine technischen Fehler, die lagen nicht am Wind“, sagte Deutschlands beste Speerwerferin und will genau daran in einer kurzen Wettkampfpause arbeiten. Ihr Ziel ist in diesem Jahr eine WM-Medaille bei den Titelkämpfen in Doha, die erst Ende September/Anfang Oktober anstehen. „Ja, so selbstbewusst bin ich mittlerweile.“

Eine WM-Medaille hätte auch Thomas Röhler noch gern in seiner Sammlung, der als Organisator und Mitverantwortlicher des Trainingslagers vor dem Meeting „Tage hatte, die 5 Uhr begannen und 24 Uhr endeten“. Nicht unbedingt eine optimale Wettkampf-Vorbereitung, gestand er ein.

Aber der Aufwand lohne sich. Über 128 Athleten aus 23 verschiedenen Nationen waren am Start. 1200 Zuschauer hatten am Sonnabend den Weg auf die Jenaer Wurfanlage gefunden.

Röhler ist heute schon wieder im Einsatz. Im finnischen Turku könnte er mit Meetingrekord sogar eine Insel gewinnen. Am Donnerstag tritt er bereits im norwegischen Oslo an, ehe am Freitag schon wieder das Meeting in Dessau ansteht. „Von nix kommt auch nix“, sagt Trainer Harro Schwuchow mit Blick auf das ambitionierte Programm seines Schützling. Für Thomas Röhler beginnt die Saison jetzt erst richtig.

Ergebnisse – 4. Speerwurf-Festival

  • Männer A: 1. Thomas Röhler (LC Jena) 82,56 m; 2. Cyprian Mrzyglod (Polen) 82,31 m; 3. Kim Amb (Schweden) 81,69 m; 4. Harry Hughes (Großbritannien) 77,89 m; 5. Aleksey Katkavets (Bulgarien) 77,71 m.
  • Frauen A: 1. Tatsiana Khaladovich: (Wißrussland) 62,93 m; 2. Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) 62,40 m; 3. Annu Rani (Indien) 60,46 m; 4. Nikola Ogrodnikova (Tschechien) 57,73 m; 5. Eda Tugsuz (Türkei) 57,48 m.
  • Männliche Jugend U20: 1. Dimitris Tsitsos (Griechenland) 72,91 m; 2. Krisjanis Suntazs (Lettland) 72,60 m; Gordon Schulz (SC Magdeburg) 68,49 m; 4. Maurice Voigt (LC Jena) 68,23 m ... 10. Tom Pabst (LC Jena) 56,52 m.
  • Weibliche Jugend U20: 1. Marie Bertl (LC Jena) 50,14 m; Leonie Tröger (Hallesche Leichtathletik-Freunde) 49,12 m; Lea Wipper (SC DHfK Leipzig) 47,13 m ... 10. Laura Reimann (LC Jena) 36,86 m.

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Kommentar: Schwierige Saison