Erfurt. Der Bund der Steuerzahler vergleicht die Wohnnebenkosten in den Landeshauptstädten. Hier die Auswertung.

In Mainz (1423,83 Euro), Schwerin (1485,95 Euro) und sogar München (1550,27 Euro) werden die Bürger am wenigsten durch Wohnnebenkosten belastet. Am Ende des Vergleichs bundesdeutscher Hauptstädte durch den Bund der Steuerzahler (BdSt) liegen demnach die Nordlichter Bremen und Hamburg sowie als Schlusslicht Berlin West (2285,06 Euro).

Grafik Foto: Elmar Otto
Grafik Foto: Elmar Otto © zgt

Erfurt belegt den vierten Platz und liegt damit unter den 16 Landeshauptstädten unter dem Bundesdurchschnitt von 1783,55 Euro. Allerdings profitiert die Stadt von der vergleichsweise günstigen Grundsteuer: In den neuen Bundesländern wird für die Berechnung das Jahr 1935 herangezogen, in den alten 1964. Deshalb wird zwischen Berlin West und Ost unterschieden (siehe Tabelle).

Erfurt hat aktuell mit 318,89 Euro nach Magdeburg die zweitniedrigste Grundsteuer. Mittelfristig wird sich die Systematik aber ändern. Denn in den Augen der Bundesverfassungsrichter ist die bisherige Wertermittlung verfassungswi­drig. Die beanstandeten Einheitswerte sind jedoch bis zum 31. Dezember 2024 weiterhin anwendbar, sofern es bis Ende 2019 zu einer gesetzlichen Neuregelung der Grundsteuerbewertung kommt.

„Rechnet man die Grundsteuer heraus, liegt Erfurt im Vergleich dann nur noch an fünftletzter Stelle. Insbesondere bei den Abfallgebühren werden 43 Prozent mehr als im Durchschnitt fällig“, sagt Steffen Peter, Landesgeschäftsführer des Bundes der Steuerzahler Thüringen. Hier biete Erfurt zwar im Vergleich zu anderen Städten zusätzlich eine Weihnachtsbaumentsorgung, was aber sicher die deutlichen Kostenunterschiede kaum erklären dürfte. Auch bei den Trinkwasserkosten (Position 13) rangiert Erfurt mit 386,87 Euro pro Jahr vergleichsweise weit hinten.

Durch Anbieterwechsel Kosten reduzieren

Das Ranking vergleiche bestimmte staatlich veranlasste Wohnnebenkosten, die jährlich anfallen und überregional vergleichbar seien, so der BdSt. Dies stelle nur einen Ausschnitt der Gesamtbelastung dar, da der Staat das Wohnen durch weitere Steuern und Abgaben verteuere. So würden etwa Heizenergie durch die Energie- und Mehrwertsteuer und der Stromverbrauch durch acht verschiedene staatliche Abgaben belastet. Durch den Wettbewerb auf dem Strom- und Gasmarkt hätten die Verbraucher aber zumindest die Möglichkeit, durch einen Anbieterwechsel die Kosten zu reduzieren. Auch bei den Schornsteinfeger-Arbeiten könnten die Wohneigentümer zum Teil zwischen privaten Anbietern auswählen. Weitere Kosten könnten für die Winterdienst- und Straßenreinigungsgebühren oder einen Anwohnerparkausweis anfallen. „Das ist jedoch vom Einzelfall beziehungsweise von der konkreten Wohnlage abhängig. Die genannten Kosten werden daher nicht in den Vergleich einbezogen“, heißt es vom Verband.

Der Thüringer Steuerzahlerbund begrüßt die Reform der Grundsteuer, warnt aber in diesem Zusammenhang vor heimlichen Steuererhöhungen. Peter schlägt eine Kalkulation vor, die auf Grundstücksgröße und Wohnfläche beruht. „Die Vorteile: Das Modell wäre für die Bürger einfach nachvollziehbar und für die Verwaltung ohne übermäßigen bürokratischen Aufwand umsetzbar“, sagt Peter. Transparenz bei der Berechnung und Effizienz bei der Erhebung sollten bei der Reform wichtige Kriterien sein.

Nebenkostenvergleich

  • Drei-Personen-Haushalt
  • Einfamilienhaus (zweigeschossig)
  • 120 Quadratmeter Wohnfläche
  • 300 Quadratmeter Grundstück
  • städtische Randlage
  • Wasserentgelte, Trinkwasserpreis inklusive Grund- beziehungsweise Zählergebühren Verbrauch von 132 Kubikmetern/Jahr
  • Schmutzwassergebühren inklusive Grundgebühr Verbrauch von 132 Kubikmetern/Jahr
  • Niederschlagswasser­gebühren inkl. Grundgebühr für 130 m² vollversiegelter Fläche
  • Abfallgebühren, Bio- und Restmülltonne inklusive Grundgebühr jeweils 60 Liter/wöchentl. Leerung oder 120 Liter/zweiwtl. (günstigstes Angebot)
  • Rundfunkbeitrag (einheitlich: 210 Euro/Jahr)
  • Grundsteuer