Berlin. Was bei vielen anderen Getränken längst Pflicht war, gilt nun auch für Milch: Auf Plastikflaschen muss Pfand erhoben werden. Die Infos.

  • Eine neue Pfandregel soll die Recycling-Quote in Deutschland erhöhen
  • Sie gilt seit dem 1. Januar – doch sie könnte für Gestank im Supermarkt sorgen
  • Wir erklären, auf welche Flaschen jetzt zusätzlich Pfand erhoben wird

Wer seine Pfandflaschen am Automaten im Supermarkt oder Discounter zurückgibt, dem könnten aktuell häufiger unangenehme Gerüche entgegenkommen. Denn seit dem 1. Januar sind auch Einweg-Plastikflaschen für Milch und Milchmischgetränke mit einem Milchanteil von mehr als 50 Prozent laut Verpackungsgesetz pfandpflichtig. Auf Flaschen mit einer Größe zwischen 0,1 und 3 Liter werden 25 Cent Pfand fällig.

„Da Milchprodukte gerinnen, verbleiben häufig größere Reste in den Gebinden als bei Wasser, Bier oder Säften“, befürchtet der Deutsche Einzelhandelsverband (HDE). „Gerade in den Märkten, bei denen die Rücknahmestationen im Eingangsbereich zu finden sind, birgt das Risiken für Verunreinigungen und Geruchsbelästigungen für die Kunden“, so die HDE-Umweltexpertin Stefanie Stadie. Um das zu vermeiden, wäre es sinnvoll, wenn Verbraucher ihre Flaschen mit verschlossenem Deckel zurückgeben würden.

Milch, Joghurtgetränke & Co: Für diese Produkte gilt die Pfandpflicht

Grundsätzlich begrüßt der Handel das Ziel, Materialien wiederzuverwerten, wo es geht. Allerdings dürften hygienische und organisatorische Aspekte nicht außer Acht gelassen werden. Und dabei sehen Discounter und Supermärkte Probleme auf sich zukommen. Da Flaschen für Milchgetränke manchmal auch anders beschichtet seien, könnte das zudem Auswirkungen auf die Qualität des wiederverwerteten Kunststoffes haben.

Händler haben ihre Mitarbeiter bereits vor dem Jahreswechsel auf die neue Rücknahmepflicht vorbereitet. Inzwischen sind alle trinkbaren Milcherzeugnisse wie Kakao oder Milchkaffee mit mehr als 50 Prozent Milchanteil in Einwegdosen und Einwegplastikflaschen pfandpflichtig – dazu zählen auch Joghurt- oder Kefir-Getränke, so das Deutsche Pfandsystem (DPG). Joghurt in Bechern und Milch in Tetrapacks fallen nicht unter die Neuregelung – sie bleiben pfandfrei.

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Neue Pfandregelung: Übergangsfrist für Supermärkte

Gesundheitliche Gefahren sind durch die neue Sammelpraxis „unwahrscheinlich“, urteilte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). „Bei regelmäßiger Reinigung der Automaten ist kein erhöhtes Risiko für Verbraucherinnen und Verbraucher zu erwarten.“ Wie bei allen anderen Flaschen auch würden die Automaten verschmutzt. „In diesem Fall ist mit einer verstärkten Verunreinigung durch Milchfette und Eiweiße zu rechnen.“ Eine umfassende Risikobewertung sei aber noch nicht möglich, da hierzu noch keine Daten über mögliche Bakterien oder das Wachstum von Schimmelpilzen vorlägen.

An diesem Logo ist eine Pfandflasche zu erkennen.
An diesem Logo ist eine Pfandflasche zu erkennen. © Lino Mirgeler/dpa | Unbekannt

Für die Einführung des neuen Pfandes wird dem Handel eine Übergangsfrist „mit Augenmaß“ eingeräumt. Das heißt: Altbestände ohne Pfand können noch einige Wochen ohne Pfand verkauft werden, glaubt der HDE. Wie lange der Weiterverkauf tatsächlich gestattet ist, entscheiden die jeweiligen Kontrollbehörden der Bundesländer. Ursprünglich sollte die neue Pfandpflicht ohne Übergangsfrist eingeführt werden, was zu einem Verkaufsverbot der Altbestände geführt hätte – und damit zu einer unnötigen Verschwendung von Lebensmitteln.

Flaschenpfand auf Milch: So wichtig ist das Recycling

Die Milchflaschen werden in das Pfandsystem der DPG integriert – und erhalten das gleiche Pfandkennzeichen wie Wasser, Erfrischungsgetränke oder Bier und Fruchtsäfte. Ziel ist es, über das Pfandsystem wertvolle Kunststoffe für die Wiederverwertung zu gewinnen und der Kreislaufwirtschaft zuzuführen.

Bei der Herstellung von PET-Getränkeflaschen spielt der Einsatz von recycelten Materialien eine immer größere Rolle. Nach einer Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) ist der recycelte Anteil in PET-Flaschen seit 2019 und 2021 um 10 Prozent auf 44,8 Prozent angestiegen, Tendenz steigend. Die Mehrheit der Verbraucher gibt ihre Pfandflaschen auch zurück. So lag die Recyclingquote von PET-Getränkeflaschen – mit und ohne Pfand – im Jahr 2021 bei durchschnittlich rund 94 Prozent auf sehr hohem Niveau. Bepfandete Flaschen wurden sogar zu mehr als 97 Prozent recycelt.