Erfurt. Das Thüringer Gastgewerbe spürt die Mehrwertsteuer-Erhöhung bereits. Acht von zehn Unternehmen haben die Preise erhöht.

Die Erhöhung der Speisen-Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent, die seit 1. Januar wieder gilt, hat sich im ersten Monat 2024 mit Gäste- und Umsatzrückgängen im Gastgewerbe ausgewirkt. „Die von uns geäußerten Befürchtungen sind leider eingetreten“, so Mark A. Kühnelt, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Thüringen.

Nur zwölf Prozent haben Preise beibehalten

Im Durchschnitt verzeichneten die befragten Betriebe im Freistaat einen Umsatzrückgang von neun Prozent im Vergleich zum Januar vergangenen Jahres, im Einzelfall reichte dieser sogar bis zu 60 Prozent. Fast acht von zehn (78,6 Prozent) Unternehmern mussten im Zuge der Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel die Preise für ihre Speisen anpassen, 12,9 Prozent haben gleichbleibende Preise und 8,6 Prozent planen die Erhöhung in absehbarer Zeit.

Unternehmer mit vielen Problemfeldern

Gefragt nach den größten aktuellen Herausforderungen für die Unternehmer im Gastgewerbe, gaben drei Viertel der Befragten die steigenden Kosten bei Lebensmitteln und Getränken (77,6 Prozent), höhere Personalkosten (74,6 Prozent) und steigende Energiekosten (73,9 Prozent) an. Mehr als zwei Drittel der Unternehmer (67,9 Prozent) sehen die gestiegene Mehrwertsteuer und 64,9 Prozent die Bürokratie als große Schwierigkeit. Für mehr als die Hälfte (53,7 Prozent) ist der Umsatzrückgang eine massive Herausforderung. Jeder der Unternehmer hatte im Durchschnitt mehr als fünf Problemfelder für sein Unternehmen wahrgenommen. „Das ist im Vergleich mit bisherigen Umfragen ein sehr hoher Wert und zeigt den Handlungsbedarf und unsere Forderungen an die Politik“, so Kühnelt weiter.

Vielfach sind die allgemeinen Kostensteigerungen im Thüringer Gastgewerbe spürbar. Von Januar 2023 bis Januar 2024 lagen sie durchschnittlich bei den Energiekosten bei 23 Prozent, bei Einkaufspreisen für Lebensmittel im gleichen Zeitraum bei 18,9 Prozent, bei den Warenkosten für Getränke bei 13,2 Prozent. Hinzu kommen höhere Personalkosten für Mitarbeiter – sie sind wegen des laufenden Tarifvertrags um 13,8 Prozent gestiegen.

57 Prozent haben weniger Gäste

„Die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen im Gastgewerbe zwang viele Betriebe zu Preiserhöhungen, um die gestiegenen Kosten zu decken. Dies ist angesichts der knappen Umsatzrentabilität von vier bis acht Prozent für viele Betriebe nicht anders zu kompensieren. Die Folgen zeigen sich deutlich: 57 Prozent der befragten Unternehmer berichten über weniger Gäste, während 43 Prozent Umsatzrückgänge und 35,9 Prozent Ertragsrückgänge verzeichnen. Die Reaktionen der Betriebe auf die Mehrwertsteuererhöhung sind vielfältig: 65,1 Prozent passen ihre Angebote an, 61,9 Prozent kürzen ihre Investitionspläne, und 36,8 Prozent reduzieren ihre Öffnungszeiten“, so Dirk Ellinger, Dehoga-Hauptgeschäftsführer in Thüringen.

87 Prozent sind Familienunternehmen

Das sei deshalb vor allem beängstigend, weil 87 Prozent im Thüringer Gastgewerbe Familienbetriebe sind, die vom Gewinn des Unternehmens ihren Lebensunterhalt, die Altersvorsorge und auch die Tilgung ihrer Kredite realisieren müssen. Insofern sei bei vielen die Zukunft sehr ungewiss, auch existenzbedrohend.

Die Umfrage wurde vom Dehoga Thüringen im Zeitraum vom 31. Januar bis 5. Februar durchgeführt.

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