Thomas Beilner über die neuen Übernahmevehikel und darüber, für wen sie geeignet sind

SPAC steht für „Special Purpose Acquisition Company“ und ist ein börsennotiertes Übernahmevehikel, das sich aktuell in Europa und Deutschland einer zunehmenden Beliebtheit erfreut. Unweigerlich kommen da einem aus der Finanzkrise die bekannten Einzweckgesellschaften SPV (Special Purpose Vehicle) in den Sinn. Hier gehen nicht handelbare Vermögenswerte wie unter anderem Kredite aus der Bilanz eines Unternehmens, werden in ein SPV eingebracht, dem Ausfallrisiko entsprechend sortiert, verbrieft und an Investoren in Tranchen verkauft.
Der Erfolg einiger SPVs in der Finanzkrise ist bekannt. Nun also „SPAC“. Gegenüber den Verbriefungsvehikeln handelt es sich hier um leere Mantelgesellschaften, die Investoren die Möglichkeit bieten, sich an Private-Equity- und Venture-Capital-Strategien zu beteiligen. Das Investment in ein und die Transaktionselemente in einem SPAC sind komplex. Die SPAC-Gründer sammeln Kapital von Investoren über den Börsengang ein, mit dem Ziel, den zunächst leeren Börsenmantel innerhalb von rund zwei Jahren durch Kauf von attraktiven Zielunternehmen zu befüllen. Sie selbst erhalten kostenlose Gründeraktien als Aufwandsentschädigung und Anreiz, lohnende Unternehmen zu finden.
Die Aktionäre bekommen ein Wertpapierpaket bestehend aus Aktien am leeren Börsenmantel und Optionsscheinen zum Kauf von Bruchteilen an weiteren Aktien bei Abschluss von Unternehmenszusammenschlüssen. Vor dem Erwerb eines Unternehmens ist es üblich, dass die Aktionäre ihre Zustimmung geben müssen, ablehnen und ihren Anteil zurückgeben können.
Diese komplexe Struktur ist geübte Praxis in den USA, wo allein im vergangenen Jahr rund 250 dieser SPACs an der Börse gelistet wurden. Die Investoren müssen dabei auf die Expertise und das Kontaktnetz des Gründungsteams vertrauen, das meistens seit vielen Jahren im Private-Equity- und Venture-Capital-Markt Erfolge nachweisen kann. Sie suchen wachstumsstarke Unternehmen mit einem etablierten Geschäftsmodell, die Firmenanteile verkaufen wollen, um weiter expandieren zu können. Gegenüber einem klassischen Börsengang soll es für die Verkäufer von Vorteil sein, einen Ansprechpartner für Preisverhandlungen und einen schnellen Kapitalmarktzugang zu haben.
In Europa entwickelt sich Amsterdam zum führenden Markt für SPACs. Holland profitiert vom Brexit, hat einen kapitalmarktfreundlichen Ruf und ähnliche Börsenregeln wie die USA. Deutschland hat diese Position noch nicht. Aktuell ist hier ein Börsengang des Schweizer Wagniskapitalgebers Lakestar geplant, um mehrere hundert Millionen Euro für Investments in junge Tech-Firmen einzusammeln.
Ist dies eine attraktive Anlagemöglichkeit? Es ist ausschließlich ein Investment für professionelle, risikofreudige institutionelle Anleger, die die komplexe Transaktionsstruktur für sich verstehen und bewerten können. Auch müssen die institutionellen Anleger bei einem Investment in SPACs ein hohes Maß an Vertrauen in die handelnden erfahrenen Persönlichkeiten haben, die das Übernahmevehikel an die Börse bringen wollen und an Hoffnung, dass die Gründer attraktive Zielunternehmen finden. Man wird sehen, ob es ein Erfolg wird oder nicht.

(Thomas Beilner ist Honorarprofessor für Finanzmarkttheorie an der Universität Erfurt. Er studierte Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Frankfurt am Main und promovierte an der Universität Bayreuth.)