Die Jimi Hendrix Experience setzte bei ihrem Konzert im Frühjahr 1969 nicht auf Hits, sondern auf ausufernde Spielfreude. Christian Werner über das Live-Album „Los Angeles Forum – April 26, 1969“.

Ein Konzert mit einem fast 16-minütigen Instrumentalstück zu beginnen, das noch nicht mal von den Darbietenden stammt, ist ein Wagnis. Jimi Hendrix und seine Experience konfrontieren mit genau dieser kühnen Eröffnung ihr Publikum am 26. April 1969 im Los Angeles Forum in Inglewood. „Tax free“ heißt der Track der schwedischen Jazz-Musiker Hansson and Karlsson, die Hendrix persönlich kennt.

Der lange Jam gibt den Ton an für das Konzert vor Zuschauern, die außer sich sind – vor Begeisterung. Immer wieder muss das Konzert unterbrochen werden, um die Meute mit Hinweisen vor dem Stürmen der Bühne abzuhalten. Auch Hendrix, gern mit Publikum kommunizierend, greift ein und beruhigt mit seiner gelassenen Art die Gemüter.

Billy Gibbons von ZZ Top schreibt die Linernotes

Nachzuhören ist das auf dem neu abgemischten Live-Album „Los Angeles Forum – April, 26 1969“. Es ist kein unbekannter Mitschnitt aus dem Oeuvre des Meistergitarristen, aber erstmals ist er in voller Länge anzuhören. Neu sind auch die Linernotes des Musikjournalisten Randy Lewis (LA Times) und des Gitarristen Billy Gibbons (ZZ Top), der 1969 im Publikum war und mit seiner Band Moving Sidewalks mit Hendrix Konzerte gab.

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Es ist einer der letzten Auftritte der Experience in der Originalbesetzung mit Noel Redding am Bass und Mitch Mitchell am Schlagzeug. Hendrix befindet sich zudem auf dem Höhepunkt seines Schaffens: Drei Hit-Alben hatte er zu dem Zeitpunkt aufgenommen, in vier Monaten wird er eine unvergessliche Show in Woodstock spielen.

Das Cover des Albums „Los Angeles Forum – April 26, 1969“ der Jimi Hendrix Experience.
Das Cover des Albums „Los Angeles Forum – April 26, 1969“ der Jimi Hendrix Experience. © Experience Hendrix L.L.C/Legacy Recordings

Und trotzdem wurde das Konzert in L.A. kein Hitfeuerwerk, sondern eine ausufernde Feier der Improvisationskunst. Sechs, sieben, neun oder elf Minuten dauern die Songs, „Red House“ wird ebenso exzessiv zelebriert wie „Voodoo Child“.

Titelsong eines Beatles-Albums und Dylan-Cover

In den zwölfeinhalbminütigen Jam des Songs integriert die Experience das vierminütige Cover eines anderen berühmten Trios: „Sunshine of your Love“ von Cream. Fürs Huldigen und Aneignen von Songs ist Hendrix berüchtigt: Bei einer London-Show zwei Jahre zuvor intonierte er den Titelsong des Beatles-Albums „Sgt. Peppers lonely Hearts Club Band“. Auch Bob Dylans „All along the Watchtower“ machte er sich markant zu eigen.

Und auf der Setlist unter der kalifornischen Aprilsonne steht bereits eine Variante der US-Nationalhymne „Star spangled Banner“; etwas zahmer indes, als die weltberühmte Version im Sommer in Woodstock.

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