Erfurt. Vorwürfe, die einst gegen den Erfurter Sportmediziner erhoben wurden, waren bereits verjährt, als das Verfahren an die Staatsanwaltschaft in Erfurt abgegeben wurde. Dabei hatte es in einem Prozess gegen einen Radprofi Ungereimtheiten und Widersprüchlichkeiten gegeben.
Die Staatsanwaltschaft hat gegen Mark Schmidt, Beschuldigter im aktuellen Dopingskandal, bereits zwischen 2013 und 2015 ein Ermittlungsverfahren geführt.
Die gegen den Beschuldigten in einer Anzeige erhobenen Vorwürfe aus den Jahren 2006 bis 2008 seien allerdings verjährt gewesen, als das Verfahren an die Staatsanwaltschaft in Erfurt abgegeben wurde, sagte am Dienstag ein Behördensprecher dieser Zeitung. Zudem hätten die vorliegenden Akten den Vorwurf des Medikamentenmissbrauchs nicht erhärtet.
ZDF-Frontal21 berichtete Dienstagabend, dass 2013 der Doping-Experte Werner Franke unter anderem den nun beschuldigten Sportmediziner aus Erfurt angezeigt habe. Anlass war ein Prozess am Landgericht Stuttgart gegen den früheren Radprofi Stefan Schumacher, weil ihn sein ehemaliger Arbeitgeber „Team Gerolsteiner“ wegen Betrugsverdacht verklagt hatte, da er des Dopings überführt wurde. Mark Schmidt sei im betreffenden Zeitraum einer der Teamärzte des Rennstalls gewesen.
Eisschnellläufer unter verdächtigen Athleten
Der Radprofi Schumacher wurde vom Betrugsverdacht freigesprochen. Er argumentierte damals, dass Teamleitung und Mannschaftsärzte vom Doping gewusst hätten. Laut Frontal21 soll das Stuttgarter Gericht in seinem Urteil zu dem Schluss gekommen sein, dass die Angaben der Teamärzte, darunter Mark Schmidt, „viele Ungereimtheiten und Widersprüchlichkeiten“ aufgewiesen haben. Die Kammer habe weiter vermerkt, dass „die Teamärzte Doping möglicher Weise sogar aktiv unterstützten“.
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Die im aktuellen Doping-Skandal ermittelnde Staatsanwaltschaft München I hat inzwischen gegen fünf Beschuldigte, darunter Mark Schmidt, Haftbefehl erlassen. Vier von ihnen sitzen in Deutschland in Untersuchungshaft. Eine 48-jährige Frau hat Beschwerde gegen ihre ihrer Auslieferung aus Österreich eingelegt.
Die Ermittler gehen von einem international agierenden Netzwerk aus, das Eigenblutdoping betrieben habe. Bisher sollen 21 verdächtige Athleten identifiziert worden sein. Darunter soll sich laut ARD-Recherchen auch ein deutscher Eisschnellläufer oder eine deutsche Eisschnellläuferin befinden. Laut Staatsanwaltschaft München zahlten die Sportler pro Saison zwischen 4000 und 12.000 Euro für das Doping. Die Ermittler gehen von einem Zweitraum zwischen 2011 und 2019 aus.
Doping-Experte Werner Franke sagte vor einigen Tagen „Der Welt“ dass es aus dem Stuttgarter Verfahren Gerichtsakten geben soll, „aus denen glasklar hervorgeht, dass mit seinem Wissen Radfahrer gedopt wurden“.
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Kai Mudra