Erfurt. Konflikte in der Nachbarschaft können schnell ausbrechen – insbesondere in Zeiten des Home Office. Doch Thüringer Schiedsgerichte ziehen eine gute Bilanz. Diese Experten beraten zum Nachbarrecht.
Überhängende Äste, herabfallendes Laub, zu dicht gepflanzte Hecken, zu hohe Zäune, zu laute Musik, bellende Hunde und krähende Hähne – „die meisten unserer Fälle drehen sich um das Nachbarrecht“, erklärt Sylvia Biereigel aus Weißenborn bei Hermsdorf, die Thüringer Landesvorsitzende vom Bund Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen. Rund 200 Anlaufstellen gibt es in Thüringen.
„Oft haben sich die Streitereien über viele Jahre aufgebaut“, weiß Sylvia Biereigel, „manchmal sogar über Generationen.“ Die Fronten seien meist so verhärtet, dass nicht mehr miteinander geredet werde, dabei könnte auf diesem Weg viel erreicht werden, rät die Schiedsfrau zum Gespräch. In rund 60 Prozent der Schlichtungen, die einer der Streithähne beantragen und der andere annehmen muss, kommt es zu einer Einigung, die 30 Jahre lang rechtsgültig ist.
„Dabei muss es nicht immer nach Recht und Gesetz gehen“, verrät Biereigel, „wichtiger ist, dass alle Parteien mit dem Beschluss zufrieden sind.“ Denn oft spielten emotionale oder familiäre Hintergründe eine Rolle, die weder dem Gesetz noch dem Kontrahenten bekannt sind. „Im Gespräch kommt es dann oft zum Einlenken beider Seiten“, weiß die Landesvorsitzende. „Das Verfahren ist im Thüringer Schiedsstellengesetz geregelt und kostet meist keine 100 Euro, die sich die Kontrahenten bei einer Einigung meist teilen.“
Vor Corona gab es rund 250 Verfahren pro Jahr, während der Pandemie sank die Zahl durch die Kontaktbeschränkungen auf etwa 200. Dazu kämen noch rund 500 vermittelnde Gespräche, in denen es ohne Schlichtung zu einer Einigung kam, bilanziert Biereigel.
Fragen zum Thema Nachbarschaftsrecht beantworten Experten des VDGN beim Telefonforum am Donnerstag, 7. April,von 10 bis 12 Uhr. Sie erreichen dazu unter
- 0361/2275801 Peter Ohm
- 0361/2275802 Hagen Ludwig
- 0361/2275803 Holger Becker
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