Peking/Hamburg. Forschende haben untersucht, welche neuen Corona-Risiken für Menschen mit Long Covid bestehen. Was sie den Erkrankten empfehlen.

Bei Patientinnen und Patienten, die nach einer Corona-InfektionLong-Covid-Symptome entwickelt haben, steigt das Risiko, sich erneut mit dem Virus zu infizieren. Zu diesem Schluss kommen Forschende aus China. Auf Basis ihrer Studie, die nun im Fachjournal „The Lancet Respiratory Medicine“ veröffentlicht wurde, raten sie Betroffenen, sich mit Booster-Impfungen besonders zu schützen.

Für ihre Untersuchung wertete ein Forschungsteam rund um den Wissenschaftler Hui Zhang von der Capital Medical University in Peking die Daten von knapp 1400 Covid-19-Überlebenden aus. Dabei prüften sie etwa, wie viele Personen mit und ohne Long Covid sich im Jahr 2022 erneut mit der damals verbreiteten Corona-Variante Omikron infiziert hatten.

Corona: Großteil der Long-Covid-Patienten hatte Omikron-Infektion

Alle Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer waren 2020 an der Wuhan-Variante erkrankt und mussten dort im Krankenhaus behandelt werden. Aber nur ein Teil von ihnen zeigte nach drei Jahren eine Long-Covid-Symptomatik.

Die Forschenden stellten fest, dass die Reinfektionsrate unter den Long-Covid-Erkrankten mit 76 Prozent höher lag, als bei den Personen ohne Long Covid. Von ihnen steckten sich nur 67 Prozent erneut an. Allerdings wurde die Omikron-Infektion dabei nicht einheitlich ermittelt, sondern verschiedene Methoden genutzt:

  • ein positives SARS-CoV-2-Testergebnis mit einem Antigen- oder PCR-Test
  • das Feststellen von Infektionssymptomen nach Kontakt mit einer infizierten Person

Auffällig: Bei den erneut Erkrankten, deren Infektion mit einem Coronatest eindeutig nachgewiesen wurde, unterschieden sich die Reinfektionsraten mit 39 Prozent und 40 Prozent kaum.

Corona-Infektion nach Long Covid? Ein Selbsttest für Covid-19 kann Klarheit schaffen.
Corona-Infektion nach Long Covid? Ein Selbsttest für Covid-19 kann Klarheit schaffen. © Jens Kalaene/dpa | Unbekannt

Corona-Experte warnt: Ergebnisse nicht verallgemeinern

Julian Schulze zur Wiesch, Leitender Oberarzt der Sektion Infektiologie und Leiter des Ambulanzzentrums Virushepatologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), sieht in der Studie dennoch einen weiteren, kleinen Mosaikstein, „um das Wissen zu den Langzeitfolgen einer Sars-CoV-2-Infektion, dem Long-Covid-Syndrom oder einer Covid-19-Omikron-Reinfektion besser abschätzen zu können“.

Gleichzeitig müsse man bei der Interpretation der Ergebnisse vorsichtig sein, so Schulze zur Wiesch. Die Studie schaue sich nur eine ganz bestimmte Patientenpopulation an. „Hier muss man vorsichtig sein, nicht zu sehr zu verallgemeinern“, so der Infektiologe.

„Der positive Einfluss der Impfungen auf den Verlauf von Reinfektionen und unser Wissen zur richtigen Anwendung von antiviralen Medikamenten müssen bei den Themen Reinfektion, Long Covid und Immunschutz bedacht werden“, betont er. Diese hätten in der Praxis größere Bedeutung.