Berlin. Forscher finden überraschende Details zum Paarungsverhalten der Breitfuß-Beutelmaus heraus. Warum das Verhalten so außergewöhnlich ist.

Bei kaum einem anderen Säugetier geht es wohl so wild her, wie bei den australischen Breitfuß-Beutelmäusen. Während ihrer Paarungszeit veranstalten die Tiere bis zu 14 Stunden lange Orgien. Doch damit nicht genug: Forscher fanden jetzt heraus, dass die hinterbliebenen Artgenossen im Anschluss an den Paarungsakt die verstorbenen Männchen auffressen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie jüngst im „Journal of the Australian Mammal Society“.

Laut Andrew Baker von der Queensland University of Technology würden die Männchen dem wilden Sex nicht Standhalten können: „Alle Männchen sterben an den Folgen des Stresses, da der steigende Testosteronspiegel den Körper unkontrolliert mit Cortisol überschwemmt und pathologische Werte erreicht“, erklärt Baker gegenüber dem Wissensmagazin „scinexx“.

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Für ihre Forschung dokumentierte das Team um Baker das Verhalten einer Breitfuß-Beutelmaus vom Festland, während ihrer ein- bis dreiwöchigen Paarungszeit am Point Lookout im New England National Park, New South Wales.

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So leben die Breitfuß-Beutelmäuse

Breitfuß-Beutelmäuse sind nachtaktive, scheue Tiere, die vor allem durch hektische Bewegungen gekennzeichnet sind. Überwiegend ernähren sich die Nager von Insekten, aber auch von Würmern, Schnecken und kleinen Wirbeltieren. Sie leben vor allem im Osten Australiens. Dort bewohnen sie eine Reihe von Lebensräumen, wie etwa:

  • Wälder
  • Savannen
  • Buschländer

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Die genaue Ursache für den Tod der Männchen sei laut den Forschenden, dass sie während der Paarung versuchen, so viele Weibchen wie möglich zu bespringen. Doch das bringe eine enorme Belastung für die männlichen Beutelmäuse, die für ihren kleinen Körper zu groß sei. Ihr Immunsystem breche infolgedessen zusammen.

Die Forscher beobachteten, dass die hinterbliebenen Artgenossen im Anschluss die toten Männchen fressen. „Die Männchen fallen tot um, was den noch lebenden Männchen und den trächtigen oder säugenden weiblichen Tieren die Möglichkeit bietet, billig Energie durch Kannibalismus zu gewinnen“, erklärt Baker gegenüber „scinexx“.

Breitfuß-Beutelmäuse: Tote Männchen kommen nicht nur der eigenen Art zu Gute

Laut den Forschern würden die toten Tiere nicht nur der eigenen Art zugutekommen. Denn auch andere artverwandte Breitfuß-Beutelmäuse würden ein ähnliches tödliches Paarungsverhalten aufweisen, nur zu einer anderen Zeit. „Für die sich früh paarenden Antechinus-Arten kann dies bedeuten, dass trächtige und säugende Weibchen energiereiche Nahrung erhalten, indem sie die absterbenden Männchen der später beginnenden Arten kannibalisieren“, erklärt Baker.

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Weiter sagt er: „Bei den späteren Arten könnten beide Geschlechter die Gelegenheit nutzen, tote Männchen der früheren Arten zu kannibalisieren, um vor Beginn ihrer eigenen Paarungszeit an Gewicht und Kondition zuzulegen.“ Es entstehe eine Art Kadaver-Ringtausch, der dem massenhaften Tod der männlichen Beutelmäuse zumindest so etwas wie Sinn verleiht, so Baker.

Die Veranlagung zum Kannibalismus ist bei den sogenannten Raubbeutlern wohl nicht selten. Auch bei Beutelmardern oder Tasmanischen Teufeln wurde ein solches Verhalten bereits beobachtet.