Leipzig. Honda statt Klassik: Für Diplom-Ingenieur und Unternehmer Kotaro Yamamoto war der Umzug seiner musikalischen Eltern einst von Japan nach Leipzig ein Glücksfall.

Es ist wieder sein Tag: Diplom-Ingenieur Kotaro Yamamoto erklärt Journalisten neue Modelle des Hauses zum Tag des SUV in der Honda-Akademie im hessischen Erlensee. Im schmucken blauen Zwirn erläutert der Japaner mit einem akzentfreien Deutsch das bereits bestellbare Sportmodell vom HR-V sowie mit dem CR-V Hybrid einen für die Zukunft der Marke wichtigen Neuzugang. Beide Basisversionen gehören zu den Bestsellern der Japaner.

Mit sportlichen Modellen bzw. Derivaten wie dem Type R oder dem Civic Sport hat Honda bislang gute Erfahrungen gemacht, denn die Japaner haben bei uns viele Fans ihrer Sportmodelle. In Europa beträgt deren Anteil gut ein Viertel am gesamten Portfolio. Nun soll auch der HR-V vom Rennsportimage der Marke profitieren. Seit dem Markteintritt 2015 wurden von dem 4,35 Meter langen SUV gut 93 000 Fahrzeuge in Europa verkauft. Der neue Honda-Sportler ist u.a. an seiner schwarzen Chromspange an der Front zu erkennen. Neu beim Antrieb ist ein 1,5-Liter Turbobenziner aus dem Civic. Einstiegspreis für den bis zu 215 km/h schnellen Neuling mit 130 PS sind 21.590 Euro; mit dem Turbobenziner (182 PS) kostet er ab 29.990 Euro.

Kotaro Yamamoto bringt die Technik gut rüber und kann dabei vom Fundus seiner langen Tätigkeit in der Forschung und Entwicklung bei Honda profitieren. Zuletzt war er Leiter der Antriebsstrangentwicklung für Europa. Inzwischen ist er selbstständiger Unternehmer bzw. technischer Berater für Honda und übernimmt zum Beispiel - wie hier zum Tag der SUV - die Präsentation von Honda-Neuigkeiten.

Der jetzt 56-Jährige hat eine interessante Vita. 1965 kam er mit seinen Eltern aus Tokyo in die damalige DDR nach Leipzig. Der Vater erhielt ein Engagement für das Gewandhausorchester (Kontrabass), die Mutter trat als Sängerin u. a. in der Thomas-Kirche der Messestadt auf. Kotaro Yamamoto wuchs zweisprachig auf. Doch die musikalischen Gene blieben wohl eher im Hintergrund. Ihm sagte später die Technik mehr zu, als die Familie zunächst in Rotterdam, wo der Vater auch eine Anstellung bei der dortigen Philharmonie fand und dann Frankfurt am Main weitere Wohnorte wurden. In Holland besuchte Kotaro Yamamoto eine deutsche Schule in Den Haag, erwarb dort die Hochschulreife. Zu den Muttersprachen Japanisch und Deutsch kamen später noch gute Kenntnisse in Niederländisch, Spanisch, Englisch und Französisch für den heute auf Mallorca wohnenden Familienvater von vier Kindern hinzu. Das war die halbe Miete für seinen Job und natürlich das spätere Studium für Allgemeinen Maschinenbau an der TU Darmstadt. Interessiert haben ihn insbesondere die Motoren. So wirkte er während seiner langen Zeit beim japanischen Autobauer an zahlreichen sogenannten globalen neuen Honda-Modellen mit, um sie für die deutschen Straßen vorzubereiten. Mitgewirkt als Motorenentwickler bei Honda R&D Europe in Offenbach hat er u.a. an der vierten Generation des Civic mit dem 1.6l-VTEC-Motor mit 160PS (eine Literleistung von 100PS, zur damaligen Zeit galt dies als eine Weltsensation) und an dem Europa spezifischen Accord (Modellreihe 1998 bis 2004 inklusive dem Accord Type-R.

CR-V Hybrid ist Hondas erstes Hybrid in Europa überhaupt

Zurück zur Technik. Das Wichtigere der beiden neuen Modelle dürfte wohl der CR-V Hybrid sein, Hondas erstes Hybrid in Europa überhaupt. Bis 2025 werden alle Honda-Neufahrzeuge mit einer Elektrifizierung ausgeliefert, ob nun als Hybrid, Plug-in-Hybrid oder voll elektrisch betriebenes Fahrzeug informiert Kotaro Yamamoto. Auch in Deutschland gehört der CR-V zu den gern gekauften SUVs. Nun kommt es in der fünften Generation als E-Fahrzeug, das mit Benzin fährt - zu uns und soll den Diesel ersetzen. Das spezielle Antriebssystem heißt bei Honda i-MMD (Intelligent Multi-Mode Drive). Das Hybridsystem hat einen Elektromotor (185 PS). Der Benziner, ein 2.0-LiterVierzylinder mit 145 PS, fungiert überwiegend als Energiewandler, der mit Hilfe eines Generators Strom erzeugt.

Zur Erklärung: Das SUV hat drei Fahroptionen. Im EV-Modus fährt der Honda rein elektrisch 2 km an einem Stück. Akkumuliert kann er allerdings in der Stadt bis zu 80 Prozent der gesamten Fahrzeit im rein elektrischen Betrieb fahren, da während der Hybrid-Modus-Phase die Batterie geladen wird und die Verzögerungsenergie effizient zurückgewonnen wird. Der Benziner ruht. Die Antriebsenergie kommt von der Lithium-Ionen-Batterie unter dem Boden im Kofferraum, sie fließt direkt in den E-Motor, der bei ausgeschaltetem Benziner die Räder antreibt. Das ist stets beim Anfahren oder niedrigen Stadtgeschwindigkeiten der Fall. Hybrid-Modus: Der Benziner läuft hier weitgehend stationär im verbrauchsgünstigen Bereich und treibt den Generator an. So wird elektrische Energie für den Elektromotor produziert, der für Vortrieb sorgt.

Im Modus drei (Motorantrieb) zwischen 80 und 100 km treibt der Benziner die Räder direkt an und nutzt überschüssige Energie zum Batterieladen. Wenn der Benziner rein als Stromlieferant dient, kann er immer unter optimaler Leistung und günstigen Verbräuchen unabhängig von der Geschwindigkeit laufen, erläutert Kotaro Yamamoto. Den Verbrauch des CR-V Hybrid, der ohne Ladekabel auskommt, gibt Honda mit 5,3 Liter auf 100 km an. Ein vergleichbarer Benziner dagegen würde bei rund sieben Liter liegen.

In 8,8 Sekunden von 0 auf Tempo 100

Den ständigen Antriebswechsel zwischen Elektro, Hybrid und Benzin spürt der Fahrer in dem geräumigen SUV übrigens nicht, keine Zugkraftunterbrechung. Welcher Modi aktiv ist, lässt sich auf dem 7-Zoll LCD-Display ablesen. Über den effektivsten der drei entscheidet die elektronische Intelligenz. An Beschleunigung aus dem Stand, noch an zügigem Zwischentempo auf der Autobahn mangelt es nicht. Dafür stehen 8,8 Sekunden von Null auf Tempo 100 für den 1,7 Tonner.

Kotaro Yamamato beherrscht übrigens nicht nur die Theorie, sondern er ist auch ein versierter Fahrer. - Er ist nicht der einzige Japaner, der beim 24- Stundenrennen auf dem Nürburgring einen Klassensieg errungen hat, aber der erste. Und zwar im Jahre 2001 in der Klasse SP4 (bis 2.5L) mit einem Accord Type-R mit 2.2l Hubraum. Hinter sich gelassen haben sie in der Klasse damals die ganzen BMW M3 und die Mercedes 190 EVO 2.5.

Obwohl Japan als Hightech-Land gilt, zog es Kotaro Yamamoto nie zurück. Die vielen Menschen dort, die Enge in den Städten waren einige der Gründe dafür. Einzig die japanische Küche vermisst er in Europa, und die sei nun mal die beste der Welt.

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