Hildburghausen/Sonneberg. Gesperrte Straßen, vollgelaufene Keller und gestapelte Sandsäcke: Regen und Tauwetter werden in Thüringen zunehmend zum Problem.

Starker Regen und einsetzende Schneeschmelze haben vor allem in Südthüringen die Pegelstände steigen lassen. Die Feuerwehr war im Kreis Sonneberg und in der Region um Hildburghausen wegen vollgelaufener Keller und überschwemmter Straßen im Einsatz. Laut der Hochwassernachrichtenzentrale Thüringen gilt seit Donnerstagmorgen für drei Flusspegel an der Werra und am Zufluss Nahe die zweithöchste Alarmstufe 2.

In der Nacht zu Donnerstag seien stellenweise Niederschläge von bis zu 40 Liter pro Quadratmeter gefallen. Besonders betroffen vom Starkregen sei das Einzugsgebiet der oberen Werra bis zum Pegel Meiningen sowie im Saalegebiet der seitliche Saalezufluss der Schwarza gewesen, hieß es weiter aus der Hochwassernachrichtenzentrale. Im Flusslauf der Werra werde die ablaufende Welle noch zu deutlichen Anstiegen führen. Dies gelte ebenfalls für die Saalepegel Rothenstein und Camburg-Stöben.

Kälte und Regen bringen gefährliches Glatteis nach Thüringen

Schmelzwasser lässt Wasserstand der Zorge in Nordhausen ansteigen

Mit knapp 180 Zentimetern erreichte am Donnerstagvormittag der Pegel der Zorge in Nordhausen die Vorwarnstufe für ein sich anbahnendes Hochwasser. Die derzeitige Wetterlage mit Niederschlag und Schmelzwasser führt zum Ansteigen des Wasserstandes und zum Erreichen dieses Richtwertes für den Meldebeginn. Am Nachmittag 16 Uhr meldet die Hochwassernachrichtenzentrale des Thüringer Umweltamtes ebenda 1,86 Meter bei einem Durchfluss von 25,7 Kubikmeter Wasser pro Sekunde.

Erhöhte Pegelstände, aber noch kein Hochwasser

Laut Polizei und Rettungsleitstelle in Suhl war die Lage beherrschbar. "Wir haben zwar erhöhte Pegelstände, aber noch kein Hochwasser", sagte ein Sprecher der Rettungsleitstelle. In Hildburghausen hatte die Feuerwehr am Donnerstagmorgen rund um das Stadttheater Schutzwände errichtet und Sandsäcke gestapelt. Das Haus wird derzeit als Impfzentrum genutzt.

Im Hildburghäuser Stadtteil Häselrieth wurde die Werrabrücke überflutet und eine Straße gesperrt. Eine Autofahrerin hatte dort ihren Wagen in einer vollgelaufenen Senke festgefahren, wie die Polizei berichtete. Die Feuerwehr musste das Auto bergen.

Auch im Kreis Sonneberg kam es aufgrund gesperrter Straßen zu Verkehrsbehinderungen. Zwischen den Sonneberger Ortsteilen Unterlind und Oberlind wird ein Gebiet als Flutmulde genutzt, damit das Wasser ablaufen kann. Die Feuerwehr musste wegen vollgelaufener Keller und überfluteter Straßen ausrücken.

Hochwasserwarnstufe 1 an Saale und Schwarza

Auch an der Saale und der Schwarza sind am Donnerstagmorgen die ersten Hochwassergrenzwerte überschritten worden. So meldete das automatische System der Pegelmessungen der Hochwasserzentrale Thüringen mit Stand 8.15 Uhr am Pegel in Rudolstadt einen Wert von 193 Zentimeter. Meldebeginn ist bei 150 Zentimeter, die Warnstufe 1 liegt bei 180 Zentimeter.

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Am Pegel der Schwarza in Katzhütte überstieg das Wasser zügig die ersten Schwellen seit Mitternacht. Dort gilt derzeit ebenfalls Warnstufe 1 mit einem Pegelstand von 253 Zentimeter und damit 23 über der Schwelle von 230. Die beiden nächsten Stufen 260 (Stufe 2) und 290 (Stufe 3) sind nicht mehr weit weg.

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„Schwerer Seegang“ an der Saale in Jena

Am Zusammenfluss von Katze und Schwarza sowie am Hammergraben in Katzhütte hat unser Leser Hans-Jürgen Hoffmann diese Aufnahmen gemacht.
Am Zusammenfluss von Katze und Schwarza sowie am Hammergraben in Katzhütte hat unser Leser Hans-Jürgen Hoffmann diese Aufnahmen gemacht. © Hans-Jürgen Hoffmann

Weiße Elster in Gera derzeit deutlich mehr Wasser als üblich

Aufmerksam und mancherorts sicher auch etwas sorgenvoll wird derzeit der vergleichsweise hohe Wasserstand der Weißen Elster in Gera und entlang des Flusses beobachtet. Zu präsent ist vielen noch das Hochwasser von 2013, zumal Hochwasserschutzmaßnahmen an vielen Stellen noch nicht abgeschlossen sind, zum Teil baulich noch gar nicht begonnen wurden. Hinzu kommen vorhergesagte Niederschläge und Schneeschmelze.

Wie aus den Zahlen der Hochwassernachrichtenzentrale (HNZ) des Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz hervorgeht, hatte die Elster in Gera am zurückliegenden Wochenende ihren zwischenzeitlichen Höchststand. Am Pegel in Gera-Langenberg lag er bei etwa 2,50 Meter und damit zwar doppelt so hoch wie der durchschnittliche Wasserstand an dieser Stelle von 125 Zentimetern, jedoch noch unter dem Meldebeginn bei 2,60 Meter. Zum Vergleich: Die Hochwasser-Alarmstufen am Langenberger Pegel liegen bei 3 Metern, 3,40 Meter und 3,80 Meter.

Am Gera-Langenberger Pegel der Weißen Elster betrug der Wasserstand am Mittwochvormittag 1,87 Meter.
Am Gera-Langenberger Pegel der Weißen Elster betrug der Wasserstand am Mittwochvormittag 1,87 Meter. © Peter Michaelis

Noch keine Sorgen in Schmölln

Nach Tauwetter und reichlichem Regen ist der Pegel der Sprotte in Schmölln, beispielsweise am Hausmühlenwehr (Foto), sichtbar gestiegen. Nach Aussage von Stadtbrandmeister Mirko Kolz sei die Situation aber nicht besorgniserregend. Lediglich in Großstöbnitz waren die Feuerwehrleute im Einsatz und fischten am Wehrrasen Treibgut aus der Sprotte.

Tau- und Schmuddelwetter in den nächsten Tagen

Das Wetter könnte in den kommenden Tagen die Wasserstände weiter steigen lassen. Zwar soll es laut der Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Donnerstag und Freitag meist nicht regnen, das Tauwetter hält bei Höchsttemperaturen von sieben bis zehn Grad am Donnerstag jedoch an. Auch im Bergland kann es bei Höchstwerten von bis zu sechs Grad tauen.

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Die Thüringer DRK-Wasserwacht mahnte in der Nähe von Gewässern zu besonderer Vorsicht. Nach Gefahren durch nicht tragfähige Eisflächen seien es nun vor allem die hohen Fließgeschwindigkeiten an den Ufern der Gewässer, die durch die stark gestiegenen Wassermengen verursacht würden, sagte Hansgeorg Siebert, Landesleiter der DRK-Wasserwacht. Durchgeweichte und glitschige Uferböschungen bedeuteten zudem eine erhöhte Abrutschgefahr. Gerade Kinder und Tiere könnten durch die starke Strömung leicht mitgerissen werden.

Deutschland gerät ins Zentrum seltener Grenzwetterlage

Schon am Samstagnachmittag werde es im Norden losgehen, schätzte DWD-Sprecher Andreas Friedrich auf der Grundlage der aktuellen Vorhersagen. Der Süden werde davon nichts mitbekommen. Im Grenzbereich der beiden Luftmassen, etwa vom nördlichen Nordrhein-Westfalen und Nordhessen über Thüringen bis ins südliche Sachsen und Sachsen-Anhalt könne es aber gefrierenden Regen und "extremes Glatteis" geben.

Und auch in der kommenden Woche wird der Winter den Norden wohl noch in eisigem Griff halten, erwarten die Meteorologen. Vor allem nachts kann es ungemütlich werden: Derzeit werden Tiefstwerte von bis zu minus 20 Grad für möglich gehalten.

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