Berlin. Das Weltall steckt voller Überraschungen. Vieles, was Astrophysiker jahrhundertelang dachten zu wissen, kann heute dank moderner Teleskope, Sonden und Satelliten als nicht mehr gültig zu den Akten gelegt werden. Diesmal: Voyager I.

Im August und September 1977 schickte die US-amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa im Zuge des Voyager-Programms gleich zwei Sonden zur Erforschung der äußeren Planeten und deren Monde in die unendlichen Weiten des Alls. Ihre Namen: Voyager I und Voyager II.

Ursprünglich sollte Voyager I Aufnahmen von den Gasriesen Jupiter, Saturn und deren Monde machen. Doch weil die Sonde nach ihrer Mission weiter problemlos funktionierte, ließ sie die Nasa einfach weiterfliegen. So sendet Voyager I auch noch 40 Jahre nach ihrem Start regelmäßig ihre Daten aus inzwischen aberwitzigen 20 Milliarden Kilometer Entfernung. Sie ist damit die am weitesten ins All vorgedrungene von Menschenhand gebaute Raumsonde. Die Übertragung der Daten zur Erde dauert aufgrund der Entfernung zu ihr rund 17 Stunden.

Während ihrer einsamen Odyssee durchs All erforschte Voyager I mit Jupiter im Dezember 1978 den größten Planeten in unserem Sonnensystem. Diese Mission beinhaltete auch Vorbeiflüge an den vier größten Jupiter-Monden Europa, Ganymed, Io und Kallisto. Bei ihrem Vorbeiflug entdeckte die Sonde außerdem zwei neue Monde, die auf die Namen Metis und Thebe getauft wurden. Als sie Jupiter schließlich hinter sich gelassen hatte, schickte Voyager I spektakuläre Aufnahmen von Blitzen, die auf der Rückseite des Planeten wüten. Sie stammen aus der Jupiter-Atmosphäre, in der gewaltige Gewitterstürme herrschen.

Im November 1980 erreichte die Sonde das Saturn-System, wo sie zunächst den größten Saturn-Mond Titan erforschte. Danach umkreiste sie noch die Monde Dione, Mimas sowie Rhea und untersuchte außerdem das ausgeprägte Ringsystem vom Gasriesen. Dabei entdeckte Voyager I etliche neue Monde von verschiedener Form und Größe, die für die Lücken in Saturns Ringen verantwortlich sind. Seitdem befindet sich die Sonde auf dem Weg in Richtung interstellaren Raum.

Am 14. Februar 1990 gelang den Astronomen mithilfe von Voyager I ein atemberaubendes Foto, welches die Erde aus rund 6 Milliarden Kilometern Entfernung zeigt. Auf der Aufnahme ist außer einem blassen blauen Punkt nicht wirklich viel zu sehen, weshalb das Foto den Namen „Pale Blue Dot“ bekam.

Aktuell untersucht Voyager I die Richtung und die Stärke des Magnetfeldes der Sonne, analysiert die Zusammensetzung von ihrem Sonnenwind und erfasst auch noch für die Wissenschaft so wichtigen Daten über die kosmische Strahlung. Die Geschwindigkeit, mit der sich Voyager I dabei weiter von der Erde entfernt, beträgt inzwischen 61.000 Kilometer pro Stunde.

Aufgrund des Energievorrates an Bord, schätzen die Entwickler noch ungefähr bis zum Jahr 2025 Daten von Voyager I empfangen zu können. Den Strom dafür liefern drei golfballgroße Plutoniumkugeln aus dem Inneren der Sonde, in dem sich auch eine vergoldete Schallplatte befindet, auf Audio- und Bildinformationen über die Menschheit gespeichert sind.

„Niemand von uns wusste beim Start vor 40 Jahren, dass irgendwas hier noch funktionieren würde und dass wir diese wegweisende Reise noch fortsetzen würden“, sagt Nasa-Manager Ed Stone. „Das Aufregendste, was sie in den kommenden fünf Jahren entdecken werden, ist wahrscheinlich etwas, von dem wir nichts ahnen.“

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