Jan Hollitzer über die Pressefreiheit.

„Rauschen“. So heißt das Gemälde von Norbert Bisky, welches heute zum Tag der Pressefreiheit unsere Seite 1 der Printausgabe ziert.

Norbert Bisky und VG-Bild-Kunst, Bonn | Foto: Bernd Borchardt
Norbert Bisky und VG-Bild-Kunst, Bonn | Foto: Bernd Borchardt © zgt

So bunt, so facettenreich, so tief wie es ist, so viel Raum für Interpretationen lässt es zu. Bisky, einer der wichtigsten deutschen zeitgenössischen Künstler, spricht in seinem Interview von einem „irrsinnigen Medienrauschen“, das uns umgibt. Noch nie gab es so viele Informationen, die auf uns einprasseln, „dass uns aber auch der Kopf ganz schön schwirrt von dem Zeug“. Viele Informationen führen nicht unbedingt dazu, dass wir besser informiert sind. Manchmal verschleiern sie eher den Blick für das Wesentliche. Das, so meine Interpretation, stellt die Augenbinde dar.

Journalisten begreifen es als ihre klassischen Aufgaben, den Menschen Orientierung im Rauschen zu geben, ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich eine Meinung zu bilden, ohne dass ihnen vorgeschrieben wird, was sie zu denken haben.

Denn genau das unterscheidet die klassischen Medien wie die Thüringer Allgemeine von interessengesteuerten Absendern. Wir polarisieren nicht, wir versuchen zu differenzieren. Wir agitieren nicht, wir wollen informieren. Und wir sehen die Pressefreiheit nicht nur als ein Grundrecht. Wir leiten daraus Pflichten ab.

Und auch das unterscheidet uns eklatant: Bei Fehlern greift das Presserecht. Und wir stehen zum Pressekodex. Die Achtung vor der Wahrheit, die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit und die Wahrung der Menschenwürde sind keine Plattitüden für unsere Redaktion, meine Kolleginnen und Kollegen, die für Sie täglich in Thüringen dem schönsten Beruf der Welt nachgehen können.

Echt gelebte Pressefreiheit oder auch die Existenz unabhängiger Medien sind keine Selbstverständlichkeit – auch nicht mehr in Europa.

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„Eine sehr wache Generation“: Künstler Bisky zum Tag der Pressefreiheit