Hanno Müller über das Unrecht in DDR-Heimen.

Nicht jede Heimbiografie in der DDR war zugleich eine Unrechtsgeschichte. Auch im SED-Staat haben sich Heimpädagogen um Kinder gekümmert und ihnen ersatzweise die Zuwendung zukommen lassen, die ihnen ihr Elternhaus aus unterschiedlichsten Gründen nicht geben konnte.

Das entschuldigt nicht die Fälle, in denen es anders war. In denen das Diktat der sozialistischen Persönlichkeit Menschen, die nicht ins Muster passten, mit drakonischen Erziehungsmaßnahmen wie Schlägen oder Demütigungen zu brechen versuchte. „Das in den Heimen erlittene Leid und Unrecht führte zu tiefen Traumatisierungen, gebrochenen Berufsbiografien, individuellen Verdrängungsstrategien und einem langen Schweigen dieser Opfergruppe“, heißt es dazu im Landesabschlussbericht.

Der kürzlich ausgelaufene Fonds für DDR-Heimkinder hat materiell eine Ungerechtigkeitslücke geschlossen. Damit kann und darf das Kapitel Heimpädagogik keinesfalls zu den Akten gelegt werden. Das Unrecht der DDR-Jugendhilfe traf die Jüngsten und Schwächsten, die oft nicht begreifen konnten, was und wie ihnen geschah. Hintergründe und persönliche Familiengeschichten liegen vielfach weiter im Dunkeln. Akten sind unvollständig oder unauffindbar. Um zu verstehen, was den Menschen damals warum passierte , bleibt viel zu erforschen.

Offene Fragen harren einer Antwort. Wie weiter mit denen, die vielleicht aus Scham oder Angst vor Ablehnung und Zweifeln an ihrer Geschichte erst nach Fristende die Anlaufstelle aufsuchten? Was ist mit Kindern, die in einer Art Sippenhaft ins Heim mussten, weil ihre Eltern politisch verfolgt und einsperrt wurden? Leider klingen die jüngsten Signale aus dem Bundeskabinett dazu für diese Betroffenen wenig ermutigend.

Finanzielle Entschädigung für 4000 DDR-Heimkinder