Fabian Klaus über den Vorstoß eines SPD-Duos.

Diese Zusammenarbeit ist gar nicht so selbstverständlich, wie sie auf den ersten Blick wirkt. Da finden sich zwei Sozialdemokratinnen zusammen, die eine aus Altenburg und die andere aus Meiningen, die sich vorher kaum kannten – und entdecken, dass sie vor allem ihre Liebe zum ländlichen Raum teilen.

Das haben sie keinesfalls exklusiv. Weder in ihrer Partei noch darüber hinaus. Dennoch: Das Thesenpapier von Katharina Schenk, die ausdrücklich als SPD-Kommunalpolitikerin und nicht als Staatssekretärin in dieser Sache auftritt, und Janine Merz verdient Beachtung.

Denn es stellt heraus, was oftmals untergeht – dass die Menschen „vom Dorf“ viel selbstbewusster mit den Dingen umgehen sollten, die sie erreicht haben. Zudem pflegen sie ein Zusammenleben, das von Gemeinschaftssinn geprägt ist. In Thüringen sehen sich die Menschen im ländlichen Raum dabei nur leider einem Ministerpräsidenten gegenüber, der mit dem „Finger“ auf sie zeigt und ihnen pauschal unterstellt, in der Corona-Pandemie unvorsichtiger und nachlässiger zu sein als die Stadtbevölkerung. Dafür muss er sich kritisieren lassen, auch wenn er das selbst – wie so oft – nicht einsieht.

Man darf gespannt sein, ob und wie die Thüringer SPD auf die Vorschläge der beiden Genossinnen reagiert, die erst den Weg in den Vorstand und dann in die Öffentlichkeit gesucht haben. Ob sie es dann auch schaffen, Schwerpunkte gegenüber künftigen Koalitionspartnern zu setzen, die ja doch eher städtisch geprägt sind?

Wohltuend an der Diskussion, die beide anstoßen wollen, wäre, dass Politik sich damit wieder einmal um ein streitbares Thema drehen würde, dass die Thüringerinnen und Thüringer wirklich etwas angeht – traurig nur, dass man sich mittlerweile schon darüber freuen muss, weil es so selten vorkommt.