Erfurt/Rüsselsheim. Jeder Beitrag zählt: Immer mehr Elektroautos auf den Straßen fokussieren den Blick der Experten auf ein neues Thema. Die Nachhaltigkeit von Batterien. Auch Unternehmen in Thüringen suchen nach Lösungen.

Die Zahl der Elektroautos auf den Straßen in Deutschland und in Thüringen nimmt deutlich sichtbar zu. Das bedeutet auch, dass immer mehr Batterien für diese Fahrzeuge gefertigt werden müssen. Nicht zuletzt der Bau des neuen Werkes des chinesischen Unternehmens CATL am Erfurter Kreuz – das künftig vom Thüringer Standort aus die Autohersteller in ganz Europa beliefern will – kommt diesem steigenden Bedarf nach.

Demgegenüber steht derzeit eine weltweite Verknappung der benötigten Rohstoffe, etwa zur Fertigung von Lithium-Ionen-Akkus, und damit einhergehend eine Explosion der Preise dafür. Das macht es notwendig, den Blick auf ein anderes Thema zu richten: das zweite Leben der Autobatterien in E-Fahrzeugen.

Deren Wiederverwertung, etwa in einer anderen Anwendung, oder aber ihr vollständiges Recycling stehen bislang selten im Mittelpunkt. Die Erfurter „Energiespeichertage Spezial“ wollen dies ändern. Denn das Problem ist schon heute akut – bei mangelndem Know-how des Recyclings und vor allem bei nicht ausreichenden Kapazitäten, bestätigte Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) in einer Rede auf den Erfurter Energiespeichertagen. Zu den Potenzialen des Batterierecyclings in Mitteldeutschland hat das Ministerium eine Studie erstellen lassen, in deren Folge sich viele Akteure vernetzt haben, um für die Wiederverwertung der Traktionsbatterien gewappnet zu sein.

Man müsse auf grüne und nachhaltige Batterien setzen

Wenn man den Kohlendioxid-Fußabdruck wirklich senken wolle, müsse man auf grüne und nachhaltige Batterien setzen, forderte der Wissenschaftler Ulrich S. Schubert von der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Man dürfe angesichts der Tatsache, dass die Elektromobilität rapide an Fahrt aufgenommen habe, jetzt den Faden nicht verlieren. Rohstoffe wie Kobalt, Nickel und Kupfer seien nicht nur teurer geworden, sondern rar auf dem Weltmarkt.

Deshalb müsse man das Recycling von Batterien angehen, was aber noch nicht geregelt ist. „Der Transport von Batterien zum Recyceln ist ein Gefahrguttransport“, forderte Schubert darüber dringlich ins Gespräch zu kommen.

Über nötige gesetzliche Vorgaben bei diesem Thema werde im Europaparlament diskutiert, räumte Siegesmund noch viele offene Fragen ein. Eine Batterieverordnung der Europäischen Union (EU) solle die Rücknahme von Batterien für Elektroautos regeln. „Wir müssen das Recycling von Batterien wirtschaftlich attraktiv machen“, zeigte sich Siegesmund überzeugt. Nötig seien Branchenstandards, die für Klarheit und Planbarkeit bei diesem Thema sorgen.

Batterien besser recyceln

Intensiv beschäftigt mit dem Thema Autobatterien hat man sich beim deutschen Traditionsunternehmen Opel. Am Stammsitz in Rüsselsheim sei ein spezielles Batteriecenter eingerichtet worden, hatte der frühere Opel-Chef Michael Lohscheller auf Anfrage bestätigt.

Der Autobauer kann nach seinen Angaben auf einen umfangreichen Erfahrungsschatz in dieser Frage zurückgreifen. Die Rüsselsheimer haben bereits vor gut einem Jahrzehnt – mit dem Marktstart des Opel Ampera – damit begonnen, in dem werkseigenen Batteriecenter Lithium-Ionen-Batterien bei einem auftretenden Defekt nach den Ursachen zu untersuchen und Reparaturen vorzunehmen.

Diese vorhandene Expertise nutzt man jetzt, um neue Wege zu finden, wie man beim Batterie-Recycling teure Bestandteile wiedergewinnen und ausgediente Batterien einer anderen Verwendung zugeführt werden können. Dafür wurde das „Battery Refurbishment Center“ noch einmal erweitert und modernisiert.