Erfurt. Bereits seit 1838 begeistert die kommende Buga-Stadt Menschen aus aller Welt mit großen Gartenbauausstellungen.

Die römische Göttin Flora herrscht über das Reich der Pflanzen. In keiner anderen deutschen Industriegroßstadt hat man dieser sympathischen Gottheit ein solch opulentes Denkmal errichtet wie in Erfurt. Der alte Angerbrunnen ist eine Verneigung vor dem im wahrsten Wortsinne florierenden Erwerbsgartenbau, der mit seinem weltweiten Erfolg den Ruf der Blumenstadt im 19. Jahrhundert begründet hat.

Der Brunnen von Architekt Heinrich Stöckhardt stellt allegorisch die beiden Säulen der Erfurter Wirtschaft der Gründerzeit dar, die für den Aufstieg zur modernen Metropole Thüringens verantwortlich zeichneten. Für Industrie und Handwerk steht eine männliche Gestalt mit Hammer und Schraubstock, für den Gartenbau besagte Flora inmitten von Ähren und Rosen.

Am 6. September 1890 wurde der Brunnen im Beisein einer "colossalen Menschenmenge" und aller städtischen Honoratioren in Anzug und Zylinder enthüllt, wie der "Erfurter Allgemeine Anzeiger" begeistert berichtete. Oberbürgermeister Gustav Schneider hielt die Festrede und der Lehrergesangsverein bot mit der Kapelle des Artillerie-Regiments Nr. 19 Beethovens "Ehre Gottes". In diese Ehre war die heidnische Göttin mit der Rose in der Hand zweifellos eingeschlossen.

Gartenbauverein wurde 1838 gegründet

Das Denkmal auf dem Anger verweist also auf die Entwicklung Erfurts zu einer Weltmetropole des Gartenbaus im 19. Jahrhundert. Dies war verbunden mit zahlreichen hochkarätigen, international besuchten Gartenbauausstellungen, in deren Tradition auch der heutige Egapark und die kommende Bundesgartenschau 2021 stehen.

Der 1838 gegründete Gartenbauverein mit den großen Gartenbauunternehmern wie Benary, Chrestensen, Haage, Heinemann und Schmidt an der Spitze war meist der Motor dieser spektakulären Gartenschauen.

Schon im Oktober 1838 konnte man in "Vogels Garten", dem heutigen "Stadtgarten", eine solche Schau sehen, die sogar König Friedrich Wilhelm III. besuchte. Fortan verging kaum ein Jahr ohne eine Gartenbauausstellung.

"Ur-Bundesgartenschau" schon im Jahr 1865

Ein erster Höhepunkt wurde im September des Jahres 1865 mit der "Allgemeinen deutschen Ausstellung von Produkten des Land- und Gartenbaues" in Verbindung mit dem II. Kongress deutscher Gärtner, Botaniker und Gartenfreunde erreicht. Sie gilt heute als "Ur-Bundesgartenschau", womit die Buga 2021 gewissermaßen an ihren Ursprungsort zurückkehrt. In der Presse wurde sie euphorisch als "erste, das ganze Gartenwesen umschließende deutsche Ausstellung", als "ein wahres Fest der nie alternden Göttin Flora" gefeiert.

Schon damals kamen Aussteller aus aller Welt, aus Brasilien, Spanien, Amerika, Chile, Jamaica, Gibraltar, Palästina, Indien und Australien. Türkischer Tabak, Ananas-Stauden oder Agaven besaßen seinerzeit noch eine ausgesprochene Exotik und verliehen der Schau einen besonderen Reiz.

Natürlich konnte Erfurt nicht in jedem Jahr ein solches Großereignis ausrichten, aber es folgten in regelmäßigen Abständen größere Ausstellungen. 1876 fand die "Allgemeine deutsche Gartenbauausstellung" statt, für die am Rand des Steigers im "Augustapark" eine Festhalle, großzügige Freiflächen sowie Ausstellungshallen errichtet wurden. Es folgten die "Thüringische Gewerbe- und Industrieausstellung" 1894 auf dem späteren Stadtpark und die Gartenausstellung 1902 auf dem heutigen Gelände der Thüringenhalle.

Buga 2021 wird verblasten Ruf der Blumenstadt Erfurt erneuern

Für diese Schauen wurde mit maßgeblicher Unterstützung durch die ortsansässigen Unternehmer ein erheblicher Aufwand betrieben. So hatte man für die Ausstellung 1894 ein Thüringer Bauernhaus als Attraktion errichten lassen. Dieses ist bis heute ein beliebtes Ausflugsziel - als Berggasthaus auf dem Riechheimer Berg, wohin es 1895 umgesetzt worden war.

Nach 1945 knüpfte man an die im Zeitalter der beiden Weltkriege ins Stocken geratene Tradition an. Mit der Gartenschau "Erfurt blüht" 1950 und insbesondere mit der Internationalen Gartenbauausstellung 1961 "iga", dem heutigen Egapark, eroberte Erfurt seine Stellung als wichtiger Gartenschau-Standort zurück. Die Bundesgartenschau 2021 wird dieser mittlerweile gut 180-jährigen Geschichte großartiger Gartenbauausstellungen ein weiteres Kapitel hinzufügen und den etwas verblassten Ruf der Blumenstadt Erfurt erneuern.

Buga 2021: So soll sich das Gelände auf dem Petersberg wandeln

Ein umgebautes Kommandantenhaus, ein Rundweg mit Elementen eines Baumkronenpfades und barrierefrei erschlossene Horch- und Minengänge sollen den Petersberg zu einem attraktiven Standort für die Buga 2021 machen. - Im Bild: Der Petersberg vor der Umgestaltung aus der Vogelperspektive.
Ein umgebautes Kommandantenhaus, ein Rundweg mit Elementen eines Baumkronenpfades und barrierefrei erschlossene Horch- und Minengänge sollen den Petersberg zu einem attraktiven Standort für die Buga 2021 machen. - Im Bild: Der Petersberg vor der Umgestaltung aus der Vogelperspektive. © Heuschneider Landschaftsarchitekten aus Rheda-Wiedenbrück | Online
Mit dem Lift auf den Petersberg: Besucher der Buga sollen in einem frei stehenden, gläsernen Aufzug zu dem Festungsgelände hinaufschweben können. Bildrechte: Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig
Mit dem Lift auf den Petersberg: Besucher der Buga sollen in einem frei stehenden, gläsernen Aufzug zu dem Festungsgelände hinaufschweben können. Bildrechte: Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig © Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig | Online
An der letzten Kehre des Panoramaweges wird der Gast auf diesen gläsernen Aufzug treffen. Bildrechte: Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig
An der letzten Kehre des Panoramaweges wird der Gast auf diesen gläsernen Aufzug treffen. Bildrechte: Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig © Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig | Online
Der Aufzug steht ca. 20 Meter von der Festungsmauer entfernt, zwei Brücken führen dann auf die Bastion (dieser Teil wird auch während der Buga frei zugänglich sein). Bildrechte: Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig
Der Aufzug steht ca. 20 Meter von der Festungsmauer entfernt, zwei Brücken führen dann auf die Bastion (dieser Teil wird auch während der Buga frei zugänglich sein). Bildrechte: Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig © Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig | Online
So wird das obere Plateau barrierefrei erschlossen. Die kurze Fahrt zum Plateau offenbart dem Besucher einen beeindruckenden Blick auf den Domplatz. Bildrechte: Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig
So wird das obere Plateau barrierefrei erschlossen. Die kurze Fahrt zum Plateau offenbart dem Besucher einen beeindruckenden Blick auf den Domplatz. Bildrechte: Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig © Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig | Online
Die Wartezone samt Aufzugsanlage tritt optisch zur historischen Festungsmauer kaum in Erscheinung. Bildrechte: Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig
Die Wartezone samt Aufzugsanlage tritt optisch zur historischen Festungsmauer kaum in Erscheinung. Bildrechte: Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig © Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig | Online
Um die Festung nachts zu beleben, soll es Führungen mit Fackeln geben. Bildrechte: Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig
Um die Festung nachts zu beleben, soll es Führungen mit Fackeln geben. Bildrechte: Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig © Stadt Erfurt/Schulitz Architekten aus Braunschweig | Online
Eingebettet in das Gesamtkonzept für den Petersberg plant die Stadt Erfurt einen neuen zentralen Anlaufpunkt - das Petersberg Entree - in Verbindung mit einer Ausstellung zum Festungsthema im Kommandantenhaus und eines touristischen Leitsystems.
Eingebettet in das Gesamtkonzept für den Petersberg plant die Stadt Erfurt einen neuen zentralen Anlaufpunkt - das Petersberg Entree - in Verbindung mit einer Ausstellung zum Festungsthema im Kommandantenhaus und eines touristischen Leitsystems. © Kosmoc Designagentur aus Leipzig | Online
Das Kommandantenhaus, wo sich der einzige Kassenzugang befindet, soll eine neue Dauerausstellung, einen Shop und einen direkten Zugang zu den Horchgängen in den Mauern bekommen.
Das Kommandantenhaus, wo sich der einzige Kassenzugang befindet, soll eine neue Dauerausstellung, einen Shop und einen direkten Zugang zu den Horchgängen in den Mauern bekommen. © Kosmoc Designagentur aus Leipzig | Online
In diesen dann barrierefrei erschlossenen Horchgängen patrouillierten einst Soldaten, um zu hören, ob sich von außen Feinde an oder unter den Mauern zu schaffen machten.
In diesen dann barrierefrei erschlossenen Horchgängen patrouillierten einst Soldaten, um zu hören, ob sich von außen Feinde an oder unter den Mauern zu schaffen machten. © Kosmoc Designagentur aus Leipzig | Online
Die eigentliche Dimension der Festung soll man anhand dieses Multimedia-Modells erfassen können. Kosmoc Designagentur aus Leipzig
Die eigentliche Dimension der Festung soll man anhand dieses Multimedia-Modells erfassen können. Kosmoc Designagentur aus Leipzig © Kosmoc Designagentur aus Leipzig | Online
Außerdem sollen Abenteuerrundgänge der Militär- oder auch der Kirchengeschichte auf dem Berg folgen.
Außerdem sollen Abenteuerrundgänge der Militär- oder auch der Kirchengeschichte auf dem Berg folgen. © Kosmoc Designagentur aus Leipzig | Online
Durch die Kronen der Bäume, über Brücken und Wege wird außerdem der sogenannte Bastionskronenpfad führen, eine besondere Art, den Petersberg zu erleben. Der barrierefreie Rundweg soll die bisher wenig angebundenen Bastionen Gabriel, Martin und Killian besser erschließen. Visualisierung: Kummer.Lupk + Partner
Durch die Kronen der Bäume, über Brücken und Wege wird außerdem der sogenannte Bastionskronenpfad führen, eine besondere Art, den Petersberg zu erleben. Der barrierefreie Rundweg soll die bisher wenig angebundenen Bastionen Gabriel, Martin und Killian besser erschließen. Visualisierung: Kummer.Lupk + Partner © Kummer.Lupk + Partner | Online
Bei Umweltschützern stößt der geplante Bastionskronenpfad jedoch auf Kritik. Visualisierung: Kummer.Lupk + Partner
Bei Umweltschützern stößt der geplante Bastionskronenpfad jedoch auf Kritik. Visualisierung: Kummer.Lupk + Partner © Kummer.Lupk + Partner | Online
Die Pläne würden das geschützte „Wäldchen“ auf der Bastion „Martin“ am Lauentor zerstören, sagte Stefanie Haupt vom BUND.
Die Pläne würden das geschützte „Wäldchen“ auf der Bastion „Martin“ am Lauentor zerstören, sagte Stefanie Haupt vom BUND. © Buga 2021 in Erfurt | Online
Von der Bastion Martin soll nämlich eine zweite Brücke den Weg bis zum Standort des ehemaligen Hohen Turms an der Buswendeschleife verlängern. Dieser Postenrundweg soll den ehemaligen Mauerverlauf der Festung nachempfinden.
Von der Bastion Martin soll nämlich eine zweite Brücke den Weg bis zum Standort des ehemaligen Hohen Turms an der Buswendeschleife verlängern. Dieser Postenrundweg soll den ehemaligen Mauerverlauf der Festung nachempfinden. © Buga 2021 in Erfurt | Online
Einen Knüller erwarten sich die Buga-Verantwortlichen von den Festungsgräben. Hier werden nach der Idee des Büros Heuschneider Gemüse, Kräuter und Blumen gepflanzt.
Einen Knüller erwarten sich die Buga-Verantwortlichen von den Festungsgräben. Hier werden nach der Idee des Büros Heuschneider Gemüse, Kräuter und Blumen gepflanzt. © Heuschneider Landschaftsarchitekten aus Rheda-Wiedenbrück | Online
Auf einer Freifläche vor der Peterskirche sollen Rock- und Popbands Musikbegeisterte bespaßen. Vor allem deutsche Künstler seien gebucht worden, erklärt Nadja Kersten, Veranstaltungs- und Kulturchefin der Buga GmbH.
Auf einer Freifläche vor der Peterskirche sollen Rock- und Popbands Musikbegeisterte bespaßen. Vor allem deutsche Künstler seien gebucht worden, erklärt Nadja Kersten, Veranstaltungs- und Kulturchefin der Buga GmbH. © Stadt Erfurt | Erfurt
Mit einem ökumenischen Andachtsort will sich die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland an der Buga beteiligen. So sieht der Siegerentwurf mit dem Titel „Der rote Faden“ aus: Entlang der Peterskirche soll sich ein Band aus Holz ziehen, das mit seinen unterschiedlichen Höhen und Breiten in einem Bereich als Sitzgelegenheit, in einem anderen als schattenspendendes Dach dient.
Mit einem ökumenischen Andachtsort will sich die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland an der Buga beteiligen. So sieht der Siegerentwurf mit dem Titel „Der rote Faden“ aus: Entlang der Peterskirche soll sich ein Band aus Holz ziehen, das mit seinen unterschiedlichen Höhen und Breiten in einem Bereich als Sitzgelegenheit, in einem anderen als schattenspendendes Dach dient. © Sanja Freihube und Lisa Nikolaus | Online
Der Entwurf kommt von den Studentinnen Sanja Freihube und Lisa Nikolaus von der Fachrichtung Architektur der Fachhochschule Erfurt. Foto: Sanja Freihube
Der Entwurf kommt von den Studentinnen Sanja Freihube und Lisa Nikolaus von der Fachrichtung Architektur der Fachhochschule Erfurt. Foto: Sanja Freihube © Sanja Freihube und Lisa Nikolaus | Online
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