Nordhausen. Heiko Scholz ist bei Lok Leipzig eine Legende. Mit Nordhausen will er am Freitag aber gewinnen und die Spitze übernehmen.

Sie werden Heiko Scholz am heutigen Abend wieder feiern – die Fans vom 1. FC Lok Leipzig. Für die Club-Legende gibt es immer Befall in Probstheida. Auch wenn Scholz nun als Trainer des Gegners Wacker Nordhausen ins Bruno-Plache-Stadion kommt.

22. April 1987 Zentralstadion – Scholz‘ größte Stunde im Lok-Trikot. 120.000 Fans fiebern in der völlig überfüllten Betonschüssel mit ihrer Mannschaft. Halbfinale im Europapokal der Pokalsieger. 0:1 gegen Girondins Bordeaux mit Tigana, Girard und Rohr. Scholz rennt bis in die Verlängerung. Dann nach 95 Minuten kommt für ihn Routinier Wolfgang Altmann, der im Elfmeterschießen als sechster Schütze trifft. Danach entscheidet Torhüter René Müller das Drama. Müller hält und trifft. „Unvergessen“, sagt Scholz und lacht über die Erinnerungen, denn auch der Autor dieser Zeilen berichtete damals als Journalistik-Student über die Partie.

Im Endspiel in Athen gegen Ajax Amsterdam forderte die „Loksche“ und Scholz die hoch bezahlten Profis um Marco van Basten, der das 1:0 machte.

1986 wechselte Scholz von Absteiger Chemie Leipzig zu Lok. „Wenn du im Sport noch was werden wolltest, musstest du das machen“, sagt der gebürtige Görlitzer, der später Pokalsieger (4:1 gegen Rostock), aber kein DDR-Meister wurde.

Nach dem Weg in die Bundesliga, wo er für Leverkusen, Bremen und Fortuna Köln spielte, kehrte Scholz 2013 in die Messestadt zurück – als Trainer. Gemeinsam mit Rüdiger Hoppe, der heute noch sein Co-Trainer ist, brachte er Lok Leipzig wieder auf die Beine. „Es war eine harte Zeit, bis es Lok wieder gut ging. Wir waren Trainer, Sportdirektor, Familie. Die Fans wissen das genau. Deshalb werde ich hier so herzlich empfangen“, sagt Scholz.

Leipzig ist für den 53-Jährigen eine echte Fußballstadt. „Früher gab es nur Grün-Weiß und Blau-Gelb. Jetzt ist noch Rot-Weiß dazugekommen. 50.000 Zuschauer gehen dahin. Ich hätte das so nicht gedacht. Aber RB hat Klasse und Geld – und Geld ist eben schick“, meint Scholz. „Doch auch die anderen beiden Vereine sind am Ende nicht untergegangen. Da kommen 3000 bis 5000 Fans in der vierten Liga. Das ist doch was“, so Scholz.

Heute Abend erwartet der Sachse ein sehr gut gefülltes Stadion mit einer Spitzenspiel-Atmosphäre. „3000 Leute werden bestimmt kommen, schließlich geht es um die Tabellenführung für mindestens eine Nacht“, sagt Scholz, der die Favoritenrolle an keines der beiden Teams verteilen will. „Lok hat noch nicht verloren, spielt zudem daheim. Deshalb wäre ich – Stand heute – auch mit einem Punkt zufrieden“, sagt Scholz.

Scholz hat sich die Leipziger beim 0:0 beim BFC Dynamo live angeschaut. „Das waren bis auf zwei Spieler alle von mir verpflichteten Jungs dabei. Also kann ich vor einem Jahr nicht so schlecht gelegen haben. Aber damals hatte es einfach nicht geklappt“, erinnert sich Scholz an die Trennung nach fünf Jahren.

Nun gibt er in Nordhausen all sein Wissen weiter. Taktisch erwartet Scholz („Ich kenne Lok aus dem Eff-Eff“), die etablierte Dreierkette. „Doch Lok ist variabel, hat gute Spieler und eine starke Mentalität – wie wir.“

Personell gibt es dieser Tage bei der Wacker-Elf heute noch ein paar Fragezeichen. Kores und Heidinger sind muskulär angeschlagen. Pichinot und Müller waren drei Tage erkältet, kehrten gestern aber ins Training zurück. Scholl hat vom Sportgericht zwei Spiele Sperre nach seinem rotwürdigen Foul in Babelsberg erhalten und darf gegen Cottbus wieder auflaufen.

Einen Tipp zum Ausgang will Scholz nicht abgeben. „Erst wenn die Fans pfeifen, haben wir alles richtig gemacht“, freut sich Scholl auf das Duell mit seiner Vergangenheit.

1. FC Lok Leipzig – Wacker Nordhausen Freitag, 19.30 Uhr