Marco Alles mit einem Kommentar zur Gründung des SC Rot-Weiß Erfurt.

Das Sicherheitsnetz ist gespannt. Mit der Neugründung des SC Rot-Weiß Erfurt sowie eines unabhängigen Fördervereins wollen Unterstützer und Fans des FC Rot-Weiß gewappnet sein. Gewappnet für den Super-GAU.

Nach zwei Jahren desaströser Insolvenzverwaltung mit dem Verlust der Profimannschaft, gescheiterter Ausgliederung und einem Ausbluten des Nachwuchsleistungszentrums ist die Löschung des Traditionsvereins längst kein fernes Schreckgespenst mehr. Mit jedem Tag sinkt die Hoffnung auf ein gutes Ende des Insolvenzverfahrens und einen geregelten Start in der Oberliga. Corona-Krise hin oder her – das Vertrauen in Verwalter Reinhardt ist verloren gegangen.

Es ist der Leipziger Weg, der den elf Gründungsmitgliedern als Vorbild dient. Nach dem Konkurs des VfB war im Dezember 2003 der 1. FC Lokomotive gegründet worden. Dieser übernahm den VfB-Nachwuchs und begann mit der 1. Mannschaft ganz unten in der 3. Kreisklasse. Befreit von sämtlichen Altlasten und mit neu entfachter Euphorie: Unter anderem gab Lothar Matthäus einen umjubelten Gastauftritt; und mit einer Kulisse von 12.421 stellte Lok einen Zuschauerweltrekord bei einem Punktspiel in der niedrigsten Spielklasse auf.

Im Eiltempo kehrte Lok zurück in die Oberliga und ist heute auf dem Sprung in Liga drei. Dass der Verein erwägt, im Aufstiegsfall einige seiner Heimspiele im Steigerwaldstadion auszutragen, während Rot-Weiß in den Erfurter Norden umziehen soll, dürfte mehr schmerzen als jede sportliche Niederlage.

Zumindest sind jetzt die Strukturen geschaffen, dass der Ball ab Sommer überhaupt rollen kann. Auch wenn der größte Wunsch aller ist, dass der SC Rot-Weiß lediglich auf dem Papier existieren wird.