Erfurt. Die Fußball-Trainer Heiko Scholz und Thomas Brdaric sprechen über das anstehende Regionalliga-Derby zwischen Wacker Nordhausen und Rot-Weiß Erfurt, gemeinsame Zeiten, mehr Ruhe an der Seitenlinie und die Zukunft ihrer Vereine.

Bei Fortuna Köln standen sie 1997 in einer Mannschaft. Auch heute schätzen sich der Görlitzer Heiko Scholz (53) und der in Nürtingen geborene Thomas Brdaric (44) als Kollegen sehr. In der Fußball-Regionalliga Nordost stehen sich die beiden Trainer am 20. September (19 Uhr) im Thüringenderby zwischen Wacker Nordhausen Rot-Weiß Erfurt gegenüber. Im „Sporttalk im Steigerwaldstadion“ befragten sie die Moderatoren Marco Alles und Gerald Müller zur Entwicklung ihrer Teams, der gemeinsamen Vergangenheit als Nationalspieler und entlockten beiden Trainern einen Tipp zum Derby.

Chemnitz-Wechsel

Thomas Brdaric: Sehen Sie es mir nach, dass ich mich nach den ganzen Spekulationen nicht dazu äußern will. Ich kann nur sagen, ich bin zu hundert Prozent bei Rot-Weiß und versuche, die Mannschaft bestmöglich auf das nächste Spiel vorzubereiten. Und das werde ich auch diese Woche tun. Grundsätzlich ist es positiv, wenn eine höherklassige Mannschaft einen Trainer verpflichten möchte.

Heiko Scholz: Ich hatte ein-, zweimal solche Anfragen als ich Co-Trainer in Duisburg war. Das ist ein Zeichen, das man ordentliche Arbeit macht. Aber das Negative ist, wenn das rauskommt. Ich wusste aber am Montag schnell, dass es mit Chemnitz nicht klappt. Wir leben ja auch nicht hinterm Mond.

Gemeinsame Zeit

Heiko Scholz: Wir haben bei Fortuna Köln zwei Jahre zusammengespielt. Später habe ich den Ulf (d.A./Kirsten) und den Calli (d.A./Calmund) bei Bayer persönlich drauf aufmerksam gemacht, dass wir da einen sehr guten Stürmer haben. Du wusstest nicht, ob er links oder rechts vorbei geht. Am Ende hat man es an seiner Karriere gesehen, auf die er sehr stolz sein kann.

Thomas Brdaric: Wir haben uns sehr gut verstanden. Ich kam als junger Spieler. Heiko war sehr erfahren. Ich konnte also nur von ihm lernen. Er hat mich als zentraler Spieler mit guten Pässen in die Tiefe bedient.

Aussehen

Heiko Scholz: Die Haarfarbe hat sich ein wenig geändert. Eine Brille brauchte ich bis 33, wo ich aufgehört habe, glücklicherweise auch nicht.

Thomas Brdaric: Früher gab es die Vokuhila mit gelegentlichem Farbwechsel. Jeder sollte heute seinem Stil nachgehen und nicht darauf schauen, was die Öffentlichkeit dazu sagt.

Saisonstart

Heiko Scholz: Wir haben nicht acht, neun, zehn neue Spieler geholt, sondern uns nur punktuell verstärkt. Dazu drei, vier junge aus unserer Oberliga-Elf geholt. Ich habe gesagt, dass die Truppe als Truppe passt.

Thomas Brdaric: Wir sind mit der Situation nicht zufrieden. Wir hatten aber etliche Partien, in denen wir als Sieger vom Platz hätten gehen müssen, wie gegen Meuselwitz. Wir haben da die Effektivität vermissen lassen. Aber ich glaube, dass die Mannschaft jetzt langsam mehr an sich glaubt. Man darf nicht vergessen, wir haben zwölf U 23-Spieler im Kader. Es ist ein bissel Lotterie, wie lange der Lernprozess dauert. Wir haben im letzten Jahr gesagt, dass wir in drei Jahren etwas aufbauen wollen. Wir lagen in Schutt und Asche.

Aufstieg

Heiko Scholz: Wir haben sehr gute Voraussetzungen. Mit Nico Kleofas als Chef geht es seit zehn Jahren nach oben. Wir haben das Ziel 3. Liga. Wir werden ein neues reines Fußball-Stadion bekommen. Das ist wichtig, um das gesamte Umfeld einzuladen. Es will keiner mehr aufs Dixi-Klo und im Regen stehen. Langfristig wird hier in Nordhausen ein Drittligist entstehen.

Abstiegsgefahr

Thomas Brdaric: Ich blende gar nichts aus. Ich kann den Frust der Fans nach vier, fünf Jahren Sinkflug verstehen. Aber du kannst nicht alles in einem Jahr wiedergutmachen. Ich bin da total realistisch. Auch wenn wir dieses Jahr in der Regionalliga der Musik ein bisschen hinterlaufen, haben wir doch noch ein tolles Ziel, den Pokal zu gewinnen.

Insolvenz

Thomas Brdaric: Wir sind in einer Insolvenz und haben eingeschränkte Möglichkeiten. Den Leuten, die sich für diesen Weg entschieden haben, muss man mit viel Respekt gegenübertreten, damit dieser Verein wieder auf gesunde Beine kommt. Seit ich hier bin, habe ich einen sehr, sehr guten Draht zu Herrn Reinhardt. Wir sagen uns immer alles offen und ehrlich. Wir sind auch in den letzten Tagen offen und ehrlich miteinander umgegangen. Wir wollen gemeinsam hinkriegen, dass wir in Erfurt eine Mannschaft auf die Beine stellen, die wettbewerbsfähig ist.

Gelb für Trainer

Heiko Scholz: Quark, Emotionen gehören zum Fußball. Das war früher schöner. Auch wenn man das nicht sagen soll.

Thomas Brdaric: Von Heikos Ruhe an der Linie kann ich lernen. Man muss sich jetzt ein bissel zügeln. Uns wurde nach den ersten sieben Spielen klar von den Schiedsrichtern signalisiert, dass da nicht zu spaßen ist. Es ist für mich jetzt ein guter Entwicklungsschritt, auf der Trainerbank mehr Ruhe auszustrahlen. Das, was Heiko schon hat.

Thüringenderby

Heiko Scholz: Wer Erfurt unterschätzt, hat schon verloren. Wir wollen gewinnen, Erfurt auch. Es wird ein 50:50-Spiel. Über 3000 Zuschauer werden kommen. Ich freue mich drauf.

Thomas Brdaric: Zweimal waren wir in Nordhausen knapp dran zu gewinnen. Einmal Unentschieden und knapp im Pokal verloren. Es wird an der Effektivität liegen. Wir fahren als Außenseiter hin.

Derby-Tipp

Thomas Brdaric: 1:0.

Heiko Scholz: Wir wollen zwei Tore mehr schießen.

TA-Sporttalk "Im Steigerwaldstadion": Brdaric und Scholz vor dem Derby

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