Nordhausen. Bei Wacker Nordhausens Interimstrainer Tino Berbig klingelt dieser Tage unablässig das Telefon. Er soll den Regionalligisten wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen.

Weihnachtsruhe gibt es nicht bei Wacker Nordhausen nach der dramatischen Pleite der Spielbetriebs-GmbH vor vier Wochen. Bei Tino Berbig klingelt unablässig das Telefon. Der Technische Leiter und Interimstrainer soll die sportliche Zukunft des Fußball-Regionalligisten organisieren. Er habe „allerhöchsten Respekt vor den Jungs in dieser schwierigen Zeit“, erklärte Berbig. „Auch als sie über drei Monate kein Geld erhielten, haben sie mitgezogen, während andere das Weite suchten“, so der ehemalige Torhüter.

Trainer Heiko Scholz unterschrieb schnell beim abstiegsbedrohten Zweitligist Dynamo Dresden als Co-Trainer, lobte aber wie Berbig nochmals die gute Einstellung seiner Spieler. Co-Trainer Rüdiger Hoppe hat sich freistellen lassen. Gekündigt hat der langjährige Wacker-Zeugwart Michael Ernst.

Wer zum geplanten Trainingsauftakt am 6. Januar noch da sein wird, ist derzeit offen. „Immerhin haben mir gegenüber über 80 Prozent der Spieler erklärt, zu Gesprächen über eine Zukunft bei Wacker Nordhausen bereit zu sein“, sagte Berbig, der eine ähnliche Situation mit 18 Jahren als junger Torwart beim FC Carl Zeiss Jena mitmachte. „Damals bekamen wir auch ein paar Monate kein Geld, ehe der Verein die Insolvenz aber abwenden konnte“, so Berbig.

Bei Wacker arbeiten nun der Mühlhäuser Insolvenzverwalter Peter Staufenbiel und Wackers Vorstand mit Präsident Nico Kleofas intensiv an einem Rettungskonzept. Staufenbiel, der selbst lange Fußball bei Union Mühlhausen und dem SC Leinefelde gespielt hat, sagte: „Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist für Anfang Januar geplant. Da die GmbH damit wohl nicht zu halten ist, wird der Verein die Mittel aufbringen müssen, um den Spielbetrieb fortzusetzen.“ Die Zusammenarbeit mit dem Wacker-Vorstand sei „tadellos“. „Auch Kleofas steht seinen Mann“, so Staufenbiel.

Das Finanz-Konstrukt von Wacker scheiterte offenbar, als private Kredite des Gipsunternehmers Carlo Knauf ausblieben. Warum bleibt weiter ein Geheimnis. Versuche von Kleofas, neue Partner ins Boot zu holen, scheiterten. Rechnungen konnten schon seit Sommer nicht mehr bezahlt werden. Am Ende war auch kein Geld mehr für die Gehälter da.

„Als Fußballer tut einem so etwas leid. Doch so eine GmbH kann im Profifußball – zumal in dieser Liga – eben auch schiefgehen“, so Staufenbiel, auf dessen Telefon ununterbrochen Spieler und ihre Berater anrufen. Einige Profis hätten schon erklärt, neue Vereine gefunden zu haben. Namen wollte Staufenbiel nicht nennen.