Berlin. Balkonkraftwerke werden beliebter. Doch die Installation ist kompliziert – noch. Denn jetzt gibt es Änderungen, die man kennen sollte.

Mit weiteren Vereinfachungen will die Bundesregierung den Betrieb von Balkonkraftwerken erleichtern. Selbst Strom machen lohnt sich auf lange Sicht. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Warum sind Balkonkraftwerke so gefragt?

Einfacher lässt sich Strom für den Eigenverbrauch nicht produzieren. Wer ein Plätzchen in Sonnenlage frei hat, etwa auf der Terrasse oder auch an an der Brüstung des heimischen Balkons, kann die fertigen Anlagen mit wenigen Handgriffen in Betrieb nehmen – zumindest theoretisch. Denn in der Praxis gibt es noch reichlich Hemmnisse. Je nach Lage und Leistungsfähigkeit des kleinen Kraftwerks fließen damit jährlich einige Hundert Kilowattstunden Energie ins Netz oder in eine Batterie.

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Balkonkraftwerke: Rechnet sich diese Investition wirtschaftlich?

Das hängt von der Menge des erzeugten Stroms und dem gerade aktuellen Marktpreis dafür ab. Bei einer jährlichen Produktion von 500 Kilowattstunden und einem Marktpreis von 30 Cent pro Einheit spart ein Haushalt 150 Euro Stromkosten pro Jahr. Bei einem Anlagenpreis von 750 Euro rentiert sich die Anschaffung ab dem sechsten Jahr. Allerdings geht ein Teil des Stroms auch ohne Kosteneffekt verloren, so dass eine realistische Erwartung je nach technischen Gegebenheiten deutlich geringer sein sollte. Die Hersteller gehen von einer Lebensdauern von 25 Jahren aus. Da die Strompreise wohl weiter ansteigen, dürfte sich die Eigenerzeugung noch mehr lohnen. Außerdem fördern manche Länder den Kauf von Balkonkraftwerken mit einem Zuschuss.

Was kosten Balkon-Solaranlagen?

Es gibt viele Angebote für Komplettanlagen. Darin sind dann die Solarpaneele, ein Wechselrichter und die Verbindungskabel enthalten. Die Preise für ein Kleinkraftwerk liegen in der Regel je nach Leistungsfähigkeit und Qualität zwischen 500 Euro und 900 Euro. Vor kurzem haben auch die DiscounterLidl, Netto und Aldi-Nord Angebote dafür. Hier geht es schon bei knapp 270 Euro los. Tief ins Portemonnaie greifen müssen Verbraucher, wenn sie den Strom in einer Batterie speichern wollen, etwa weil ihnen die Einspeisung wegen einer fehlenden Einspeisedose noch untersagt ist. Die so genannten Power-Stations kosten einige Hundert bis mehrere Tausend Euro.

Welche Hindernisse gibt es beim Betrieb von Balkonkraftwerken noch?

Die wohl größte Hürde besteht in einer rechtlichen Grauzone. Die Handel wirbt gerne damit, dass es reicht, den Strom mit einem Schuko-Stecker in die nächste Steckdose fließen zu lassen. Die technische Norm schreibt dagegen eine spezielle Einspeisesteckdose vor. Darauf berufen sich zum Teil auch die Stromnetzbetreiber und führen Sicherheitsgründe an, die andere Experten nicht erkennen können. Es ist damit nicht möglich, ein Balkonkraftwerk völlig rechtssicher per Schukostecker anzuschließen. Sollte dabei etwas schiefgehen, etwa jemand einen Stromschlag erhalten oder gar ein Kurzschluss zu Schäden führen, könnte der Betreiber womöglich in Haftung genommen werden. Klar ist das aber nicht. Eine weitere Hürde ist der bürokratische Aufwand, weil die Anlagen derzeit noch sowohl beim Netzbetreiber als auch bei der Bundesnetzagentur angemeldet werden müssen.

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Müssen Vermieter oder Miteigentümer der Installation zustimmen?

Das müssen sie. Das Bundesjustizministerium hat nun ein Gesetz vorgelegt, das die so genannten Steckersolaranlagen privilegiert. Mieter oder Wohnungseigentümer haben damit bald einen Anspruch auf die Erlaubnis.

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Balkonkraftwerke: Welche Vereinfachungen plant die Bundesregierung noch?

Im „Solarpaket II“ des Wirtschaftsministerium sind eine Reihe von Verbesserungen vorgesehen. Ob es noch vor der Sommerpause von der Bundesregierung beschlossen wird, ist derzeit noch offen. Es sieht den Abbau von Bürokratie vor. So soll künftig nur noch eine Anmeldung bei der Netzagentur erfolgen. Denn bisher scheuen viele Betreiber die Meldung. Das Ministerium schätzt, dass nur die Hälfte der rund 250.000 verkauften Balkonkraftwerke ordnungsgemäß eingetragen wurde.