Berlin. Amazon-Beschäftigte fordern seit langem einen Tarifvertrag. Jetzt ruft Verdi am Prime Day zum Streik auf. Was bedeutet das für Kunden?

Am Amazon Prime Day erhoffen sich viele Kundinnen und Kunden beim Online-Riesen ein Schnäppchen zu machen. Dementsprechend wird wohl das Auftragsvolumen am Dienstag und Mittwoch steigen. Eine gute Nachricht für den Versandhändler. Was die Konzernchefs jedoch weniger erfreuen dürfte: Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten in den deutschen Amazon-Verteilzentren am Dienstag zum Warnstreik aufgerufen. Ziel ist es, einen Tarifvertrag für die Beschäftigten einzuführen.

Über drei Tage solle bis Donnerstag in allen zehn Verteilzentren in Deutschland gestreikt werden, erklärte die Gewerkschaft. Teils hätten die Aktionen schon am Sonntag begonnen. „Zentraler Streiktag ist an allen zehn Standorten der heutige Dienstag.“ „Es geht um Würde und Respekt“, argumentierte die Gewerkschaft. „Nur Tarifverträge schützen Beschäftigte verbindlich vor Unternehmenswillkür, und sie sind ein Zeichen von Anerkennung der harten Arbeit, die Beschäftigte täglich leisten.“ Verdi verlangt unter anderem, dass Amazon den Flächentarif des Einzel- und Versandhandels anerkennt. Auch interessant: Schnäppchen für unter 1 Euro: Wie seriös ist die App Temu?

Was aber bedeutet der Streik am Amazon Prime Day für die Kunden? Kommen bestellte Pakete trotzdem pünktlich oder kommt es zu Lieferverzögerungen?

Amazon Prime Day: Versandriese rechnet nicht mit Lieferverzögerungen

Das US-Unternehmen hatte in Erwartung des Warnstreiks mitgeteilt, es erwarte keine Einschränkungen für die Kundschaft. Mögliche Folgen der Streiks sieht der Konzern gelassen. „Unsere Teams an den Logistik-Standorten haben sich gewissenhaft auf die Prime Day Aktionstage vorbereitet und sind bereit, die Kundenbestellungen zu bearbeiten.“ Amazon betont zudem, der Einstiegslohn in der Logistik werde von September an inklusive Bonuszahlungen bei 14 Euro pro Stunde liegen. Hinzu kämen Vergünstigungen.

„Seit zehn Jahren kämpfen aktive Amazon-Kolleginnen und Kollegen für einen Tarifvertrag“, erklärte Streikleiterin Monika Di Silvestre. Zwar habe der Konzern die Stundenlöhne in den vergangenen Jahren wiederholt erhöht, dennoch seien die Einkommen wegen längerer Arbeitszeiten und niedriger oder fehlender Sonderzahlungen oft um mehrere hundert Euro niedriger als in tarifgebundenen Unternehmen.

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Amazons Geschäftsmodell missachte die Bedürfnisse der Beschäftigten, dabei sei der Fachkräftemangel auch bei dem Versandhändler angekommen. „Wer qualifizierte und motivierte Beschäftigte haben möchte, muss als Arbeitgeber attraktiv sein“, erklärte Di Silvestre. „Ein Tarifvertrag kann dazu erheblich beitragen.“ (lro/dpa/AFP)