Washington. Die Titan-Tragödie offenbart, dass wirtschaftlicher Erfolg über der Sicherheit der Passagiere stand. Das darf sich nicht wiederholen.

Selten sind bei weltumspannenden Ereignissen in den überhitzten sozialen Medien so viele Zeitgenossen so tief gesunken wie bei der Tragödie um das U-Boot Titan, das auf dem Weg zur Titanic in Sekundenschnelle zerstört wurde.

Die Menschenfeindlichkeit derer, die zynisch auf Twitter und Co. davon schwadronieren, man müsse mit Wohlstands-Touristen, die viel Geld für einen Spaß-Tauchgang zum legendären Schiffswrack hinblättern, kein Mitleid haben und die teure Suche nach ihnen verbiete sich, macht wieder deutlich, wie zerrüttet Anstand und Normen mittlerweile in nennenswerten Teilen der Gesellschaft sind.

Sicherheit der Passagiere stand offenkundig nicht an erster Stelle

Jeder Mensch, auch gut betuchte Abenteurer, verdienen es, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln aus einer existenziellen Notlage gerettet zu werden. Das schließt nicht aus, die monströse Schlamperei zu geißeln, die offenkundig zur Katastrophe im Nord-Atlantik geführt hat. Stockton Rush, der Mastermind der Expedition, hat ein U-Boot konstruiert, das früher oder später dem Untergang geweiht war. Weil es nicht zuvorderst der Sicherheit der Passagiere verpflichtet war, sondern dem wirtschaftlichen Erfolg.

Die Hybris des Ingenieurs, der sein Vehikel für „unverwundbar” hielt und nun darin umgekommen ist, hat durch die tödliche Materialermüdung finalen Schiffbruch erlitten. Mitschuld trifft aber auch jene, die mit ihm in die Tiefe gefahren sind und das Glück hatten, heil wieder an die Wasseroberfläche zu kommen. Die erschreckende Liste von Pannen und haarsträubenden technischen Unzulänglichkeiten, die Ex-Titan-Expeditionsteilnehmer heute aufzäumen, hätte zwingend frühzeitig an staatliche Aufsichtsbehörden gemeldet werden und in ein Tauchverbot münden müssen.

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