Berlin. Das Vulkanobservatorium in Neapel liegt in der eruptionsgefährdeten Zone und muss innerhalb eines Jahres verlegt werden.

  • Italien zählt gemeinsam mit Griechenland zu den geologisch aktivsten Regionen Europas
  • Vor allem die Region um die Großstadt Neapel ist von Vulkanen geprägt – hier liegen die „Campi Flegrei“
  • Nun muss sogar das Forschungszentrum in der Region wegen der Gefahr eines Ausbruchs umziehen

Italiens Nationales Institut für Geophysik und Vulkanologie (ING) hat bekannt gegeben, dass das Vesuv-Vulkanoberservatorium umziehen muss. Es ist das älteste Forschungszentrum der Welt, das sich mit Vulkanen befasst. Es beobachtet die Aktivität des Vesuvs und der Phlegräischen Felder in Neapel. Der aktuelle Standort des Observatoriums befindet sich im Stadtteil Fuorigrotta und liegt seit langem in der sogenannten „roten Zone“, also in dem Gebiet, in dem die Gefahr von Eruptionen hoch ist.

Vulkanisches Gebiet in Italien: Die stärksten Erschütterungen seit 40 Jahren gemessen

In den letzten Monaten wurden mehrere stärkere Erdbeben in der Region der Phlegräischen Felder gemeldet. Sie sind ein vulkanisches Gebiet, das 20 Kilometer westlich des Vesuvs-Vulkans in der italienischen Region Kampanien liegt. Die jüngsten Erschütterungen waren nach Angaben des Observatoriums die stärksten seit 40 Jahren.

Die Erdbeben im Gebiet der Phlegräischen Felder werden durch ein Phänomen namens „Bradyseismus“ ausgelöst. Ein sehr langsames Erdbeben, bei dem sich ein Teil der Erdoberfläche stufenweise hebt und senkt. In den letzten hundert Jahren gab es zwar periodenweise immer mal wieder Hebungsphasen, in den letzten Monaten schürte die Häufigkeit und Intensität bei Forschern und Einwohnern jedoch die Angst vor einem möglichen Ausbruch.

Supervulkan: Boden hebt sich in Neapel 15 Millimeter pro Monat

Nach Angaben des Vesuv-Observatoriums hob sich die Erdoberfläche in den letzten drei Monaten 15 Millimeter pro Monat. Zudem nahm in dem Zeitraum die Erdbebenhäufigkeit zu: Mehr als 1.500 Mal wackelte die Erde. Jeden Monat werden die für den Zivilschutz festgelegten Alarmstufen aktualisiert. Aktuell gilt für die Phlegärischen Felder die Alarmstufe Gelb. Grün ist die am wenigsten gefährlich, danach folgt gelb, orange und rot.

Das Vesuvs-Obsvatorium fungiert auch als Kontrollzentrum. Kommen dort bestimmte Alarmsignale an, tritt ein Evakuierungsplan in Aktion, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Vergangenen Oktober hat die italienische Regierung 52 Millionen Euro bereitgestellt, um den Not- und Evakuierungsplan zu überarbeiten, wie die italienische Zeitung „Il Post“ berichtet.

Die Stadt Pozzuoli liegt im Zentrum der Phlegräische Felder.
Die Stadt Pozzuoli liegt im Zentrum der Phlegräische Felder. © Christoph Sator/dpa | Unbekannt

Im Plan ist eine ingesamt 72 Stunden dauernde Evakuierung vorgesehen: In den ersten 24 Stunden gibt man den Menschen die Möglichkeit sich vorzubereiten. Die folgenden 48 Stunden sind für den Abzug aus den Gemeinden, die in einer roten Zone liegen, vorgesehen.

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Italien: Vulkan-Observatorium im Fall eines Ausbruchs nicht sicher

Im Fall eines Ausbruchs sei das Observatoriums an seinem aktuellen Standort in Fuorigrotta nicht sicher, erklärte der ehemalige ING-Präsident Carlo Doglioni schon 2018 der italienischen Nachrichtenagentur „Ansa“. Deshalb müsse man das Kontrollzentrum verlegen. Das Problem: Die rote Zone in Neapel ist so groß, „dass es schwierig ist, einen Ort zu finden, der im Fall eines Ausbruches der Phlegräischen Felder nicht betroffen wäre“, so Doglioni.

Der aktuelle ING-Präsident Mauro Di Vito dementiert, dass der geplante Umzug mit einer Zunahme der Eruptionsgefahr zusammenhängt. „Wir diskutieren seit mindestens 20 Jahren darüber, ob es ratsam ist, einen dauerhaften Standort für die Vesuv-Sternwarte zu finden, da wir in der jetzigen Einrichtung Miete zahlen müssen. Es ist klar, dass die Wahl auf ein Gebäude in einem Gebiet fallen muss, das weit vom vulkanischen Risiko entfernt ist, denn wir sollten über Jahrzehnte oder Jahrhunderte hinweg eine effiziente Struktur haben, auch wenn wir von einer Überwachungsstufe zur nächsten wechseln“.

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