Erfurt. Für Marion Walsmann, die einstige Landtagsabgeordnete, Justiz-, Finanz- und Staatskanzleiministerin, die Ende 2018 ihr Landtagsmandat aufgab, um sich ganz auf den EU-Wahlkampf zu konzentrieren, beginnt damit ein weiterer Karriereabschnitt.

Mit einem mulmigen Gefühl geht Marion Walsmann (56) am Sonntagabend ins Bett. „Ich habe lange auf das amtliche Ergebnis gewartet und nicht schlafen können“, gesteht sie. Gestern gegen sechs Uhr früh folgt dann die Gewissheit. Eine Parteifreundin schickt ihr einen Link, und Walsmann schaut selbst auf der Seite des Statistikamtes nach. Sie hat den Sprung ins Europaparlament geschafft. Für die einstige Landtagsabgeordnete, Justiz-, Finanz- und Staatskanzleiministerin, die Ende 2018 ihr Landtagsmandat aufgab, um sich ganz auf den EU-Wahlkampf zu konzentrieren, beginnt damit ein weiterer Karriereabschnitt.

Heute schon folgt die erste Sitzung der deutschen Gruppe in Brüssel. Und auch wenn es noch etwas früh ist, um sich thematisch festzulegen: Walsmann hätte durchaus Interesse, sich schwerpunktmäßig um Industriepolitik und Digitalisierung zu kümmern. In die Freude über den eigenen Erfolg mischt sich aber auch Ernüchterung. Es sei kein Ergebnis, bei dem man triumphieren könne, sagt Walsmann. „Im Gegenteil.“ Die Zugewinne der AfD und insgesamt der Rechtspopulisten betrachtet sie mit Sorge.

Im Gegensatz zu Walsmann ist das EU-Abenteuer für die Kurzzeitabgeordnete Babette Winter (SPD) bis auf Weiteres beendet. Die freistaatliche Sozialdemokratie stellt nun keinen Volksvertreter mehr. Die 54-Jährige, bis dato ohne Bezüge freigestellt, kehrt zunächst als Staatssekretärin in die Staatskanzlei zurück. „Und dann gucken wir mal, was Ende des Jahres wird“, sagt sie mit Blick auf die Landtagswahl.

Für den Liberalen Robert-Martin Montag (39) hat es ebenfalls nicht gereicht. Er wird der FDP aber voraussichtlich an exponierter Stelle erhalten bleiben und soll im Juni zum ehrenamtlichen Generalsekretär gewählt werden. Hauptberuflich kümmert er sich wieder um seinen Job bei der Kassenärztlichen Vereinigung in Potsdam.

Für die jetzt einzige Thüringer Europaabgeordnete Walsmann beginnt der Tag heute besonders früh: Um 5.14 Uhr bereits fährt ihr Zug gen Brüssel.

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