Erfurt. Die Verstrickungen um Guy Montavon, Andreas Bausewein und Mary-Ellen Witzmann bewegen das Stadtgespräch. Wir haben alle Ereignisse in einer Chronologie zusammengestellt.
August 2002: Guy Montavon wird Generalintendant des Theaters Erfurt.
Februar 2019: Die Gleichstellungsbeauftragte Birgit Adamek wird von betroffenen Frauen über Fälle sexueller Belästigung und Machtmissbrauchs am Theater informiert und um Unterstützung gebeten.
7. Juli 2021: Der Erfurter Stadtrat beschließt, Guy Montavon ab August für weitere sechs Jahr bis 2027 zu verlängern.
September 2022: Birgit Adamek geht in den Ruhestand.
5. Juli 2023: Mary-Ellen Witzmann tritt die Nachfolge von Birgit Adamek als Gleichstellungsbeauftragte an. Seit 2013 arbeitet sie in der Gleichstellungsstelle, zuletzt in der Vize-Position. Sie greift auch die Akte des Theaters auf, führt Gespräche und forscht nach.
12. Juli 2023: Dezernent Tobias Knoblich wird über Fälle sexueller Belästigung und Machtmissbrauchs am Theater informiert. „In dem ausführlichen Gespräch informierte sie (Mary-Ellen Witzmann – d.R.) den Dezernenten über einen aktuellen Fall angeblicher sexueller Belästigung am Theater, der sich in Aufklärung befinden würde“, heißt es später dazu in einem Stadtschreiben. „Sie erwähnte auch zwei ältere, verjährte Fälle.“
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6. Oktober 2023: Mary-Ellen Witzmann spricht Fälle am Theater bei der Stadtspitze an. Daraufhin wird sie zu einem Gespräch mit Rechtsamtsleiterin Nicole Kühnert und Ricarda Schreeg, Referentin des Oberbürgermeisters, sowie Pressesprecher Henry Köhlert geladen. Die Botschaft: Witzmann dürfe in ihrem Amt keine Öffentlichkeitsarbeit betreiben.
10. Oktober 2023: Tobias Knoblich wird beauftragt eine Untersuchungskomission zu gründen.
21. Oktober 2023: Mary-Ellen Witzmann beantwortet eine Anfrage dieser Zeitung zu den möglichen Fällen am Theater. Oberbürgermeister Andreas Bausewein droht umgehend mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen. Diese Zeitung berichtet über dieses Vorgehen erstmals.
24. Oktober 2023: Die Stadt Erfurt will bis dato vorliegende sechs Vorwürfe sexueller Übergriffe am Theater mit einer Kommission klären, die extern anwaltlich betreut wird. Die Berliner Anwaltskanzlei FS-PP Berlin wird beauftragt, den Vorwürfen nachzugehen. Die Kanzlei richtete anonyme Meldewege für Betroffene und Zeugen ein.
26. Oktober 2023: Mary-Ellen Witzmann wird beurlaubt.
27. Oktober 2023: Bausewein sagt Pressekonferenz: „Ich kann Ihnen versichern, dass wir in der Stadtverwaltung und den Eigenbetrieben keinerlei sexuelle Übergriffe, und Machtmissbrauch dulden werden“.
3. November 2023: Mary-Ellen Witzmann wird fristlos gekündigt
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12. Dezember 2023: Mary-Ellen Witzmann geht vorm Arbeitsgericht gegen ihre Kündigung vor. Witzmann strebt ihre Rehabilitierung und Wiedereinstellung an. Beim Gütetermin vor Gericht gibt keine Einigung.
Ende Dezember 2023: Oberbürgermeister Andreas Bausewein beruft Carola Hettstedt zur neuen Gleichstellungsbeauftragten. Diese soll das Amt zusätzlich zu ihrer Position als kommunale Beauftragte für Menschen mit Behinderungen bekleiden.
4. Januar 2024: Der Bericht der Berliner Anwaltskanzlei wird der Erfurter Stadtverwaltung vorgelegt. Es geht um mehrere Fälle sexueller Belästigung und Machtmissbrauchs der letzten Jahre. Auch mehrere Fälle schwerer finanzieller Unstimmigkeiten.
17. Januar 2024: Der Werksausschuss des Theaters erhält Einsicht in den Bericht. Katja Maurer (Linke) fordert Bausewein auf, Montavon aufgrund der Schwere und Zahl der im Bericht dargelegten Fälle zu beurlauben. Stadträte äußern ihr Entsetzen über den Bericht.
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18. Januar 2024: Generalindendant Guy Montavon wird freigestellt.
26. Januar 2024: Generalindendant Guy Montavons Freistellung wird durch den Oberbürgermeister wieder aufgehoben. Am 31. Januar soll eine Sondersitzung des Stadtrats eine Entscheidung im Fall Montavon bringen.
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Dokumentiert von Kathleen Kröger
red