Jena. „Unverhältnismäßig und brutal“: Die Blau-Gelb-Weiße Hilfe, eine Fan-Initiative, hat sich zu den Vorfällen während des Spiels FC Carl Zeiss Jena gegen den TSV 1860 München geäußert. Sie kritisiert die Darstellung der Polizei als „unglaubwürdig und äußerst einseitig“.
Laut der Pressemitteilung, die die Fanhilfe auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichte, setzten
„Provokationen und Repression“ bereits an den Tagen vor dem richtungsweisenden Spiel vom Samstag ein. Der Grund: Die Ordnungsbehörden hatten sogenannte „Bereichsbetretungsverbote“ gegen Fans des FC Carl Zeiss Jena ausgesprochen. Bei den Ultras handelte es sich um Personen, die im April zwei Kleinbusse mit Cottbus-Fans angegriffen hatten. Damit wären laut Fan-Initiative „diverse Ausschreitungsszenarien herbeigeredet und der Grundstein für die aggressiven Polizeieinsätze“ gelegt. Die Stimmung zum Auftakt eines Fanmarsches war tatsächlich angespannt.
Als der Zug den Stadionvorplatz erreicht hatte, wollte eine sogenannte Beweissicherungseinheit der Polizei einen Tatverdächtigen aus dem Pulk holen. Damit nahm die Einsatzleitung in Kauf, dass die Situation eskalierte. Die Polizei setzte einen Wasserwerfer ein. Videos zeigen, wie der Strahl auch viele unbeteiligte Fans traf. In einem anderen Video schlägt ein Polizist auf einen am Boden liegenden Stadionbesucher ein. „Diesen rücksichtslosen Polizeieinsatz verurteilen wir scharf“, erklärt die Fanhilfe.
Beide Fangruppen zündeten Bengalos
Der Fanmarsch und die Auseinandersetzungen führten zu Staus auf der Stadtrodaer Straße, so dass viele Besucher erst sehr spät am Stadion eingetroffen sind. Während des Spiels flog Pyrotechnik sowohl vom Gästeblock auf die Heimfans in der Südkurve als auch von der Südkurve in den Gästeblock. Beide Fangruppen zündeten Bengalos. Nach Spielschluss warfen die Münchner Fans mehrere Böller, die neben Ordnern explodierten.
Außerdem seien Greiftrupps in Jenas Innenstadt laut Pressemitteilung der Fan-Hilfe auf der Suche nach vermeintlichen Straftätern gewesen und hätten Menschen ohne Vorwarnung umgerissen und umgeschlagen. Nach derartigen gewalttätigen Übergriffen sollen sich die Beamten provokant gegenseitig beglückwünscht haben.
Die Initiative trägt die Zahl der Geschädigten, die zum Teil im Krankenhaus behandelt werden mussten, noch zusammen. „Die Art der Verletzungen reichen von den üblichen Reizungen durch Pfefferspray über Prellungen, Platzwunden bis zum Verdacht auf Knochenbrüche“, so die Initiative abschließend. Ein 26-jähriger Schweizer Ultra-Fan befindet sich zudem aktuell in Untersuchungshaft. Er soll ein Vierkantholz auf zwei Polizisten geworfen haben, die trotz Schutzausrüstung ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten haben. Auf Fernsehbildern ist zu sehen, wie das Vierkantholz auf Polizisten fliegt, aber diese verfehlt. Die Polizei spricht von 13 verletzten Beamten.
13 Polizisten verletzt: Schwere Zwischenfälle vor Spiel des FC Carl Zeiss Jena
Der Verein vermutet, dass die Polizeiführung die Situation absichtlich eskalieren ließ, um die Debatte über das Sicherheitskonzept für den Stadionneubau erneut voranzutreiben.
Wer ist die Blau-Gelb-Weiße Hilfe?
Bundesweit haben sich bei Fußballvereinen Fanhilfen gegründet, die Fans unterstützen, die Opfer von Polizeiwillkür geworden sind. „Als gesellschaftlich marginalisierte Gruppe genießen Fans meist kein hohes Ansehen in der Öffentlichkeit. Dadurch hat es die Polizei oft leicht, unverhältnismäßige Einsätze gegen jene Gruppen durchzuführen“, erklärt die Blau-Gelb-Weiße Hilfe. Dabei werden auch Anwälte zurategezogen.
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red