Berlin. Das Heizungsgesetz sieht ab 2024 einige Änderungen vor. Was bedeuetet das für Gasheizungen? Alle Infos für Hausbesitzer im Überblick.

  • Nach der Sommerpause soll das Heizungsgesetz im Bundestag verabschiedet werden
  • Es soll Deutschland fit für eine grüne Zukunft machen – und sieht auch einige Änderungen bei Gasheizungen vor
  • Welche Veränderungen gibt es für Menschen mit Gasheiung? Hier finden Sie Empfehlungen und Tipps von Experten zusammengefasst

Weg von fossilen Brennstoffen und stattdessen auf erneuerbare Energien setzen – das Ziel: Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. Damit einher geht die Wärmewende und damit der Austausch rein fossiler Heizungen. Über die Details waren sich die Ampel-Parteien lange uneins – allen voran zwischen den Grünen und der FDP waren die Fronten verhärtet. Die Grünen unter Wirtschaftsminister Robert Habeck peilten eine rasche Umsetzung an. Die FDP mit Finanzminister Christian Lindner pochte auf Technologieoffenheit.

Ampel einigt sich auf Heizungsgesetz: Neue Gasheizung ab 2024 – welche Voraussetzungen gelten

Trotz interner Differenzen hatte die Ampel-Koalition einen Durchbruch erzielt – noch vor der Sommerpause ab Juli sollte das Heizungsgesetz vom Bundestag abgesegnet werden. Doch das Bundesverfassungsgericht stoppte das Vorhaben erstmal. Das Heizungsgesetz soll nun nach der Sommerpause verabschiedet werden.

Über die Details zum Durchbruch informierten die Bundestagsfraktionen von Grünen und FDP Ende Juni jeweils in einem eigenen Papier – unserer Redaktion liegen diese vor. Neben den Förderungen von bis zu 70 Prozent der Gesamtkosten für eine neue Heizung sind die Punkte zum Thema Gasheizung interessant. Die Nutzung fossiler Heizungen war innerhalb der Bundesregierung ein Streitthema.

Jetzt steht fest: Die Nutzung der Gasheizung soll – in Neu- wie auch Bestandsbauten – ab 2045 weiter möglich sein. Die Heizung muss aber einige Kriterien erfüllen. Konkret muss sie auf Wasserstoff (H2) umrüstbar sein oder Alternativ mit Biomasse (Biomethan) betrieben werden. Eine neue klassische Gas- oder Ölheizung ohne regenerativen Anteil soll nicht mehr erlaubt werden. Entscheidend wird die kommunale Wärmeplanung sein – bis 2028 muss sie überall in Deutschland vorliegen.

Typen von Gasheizungen: Die Vor- und Nachteile auf einen Blick

HeizungDefinitionVorteileNachteile
Standard-GasheizungNutzen Erdgas zur Erzeugung von Wärme. Sie bestehen aus einem Brenner und einem Wärmetauscher sowie einem Schornstein.Günstig in der Anschaffung und im Betrieb / hoher Wirkungsgrad / gute Verfügbarkeit von ErdgasAusstoß von CO2 / hohe CO2-Bepreisung / soll ab 2024 verboten werden / kann von der Austauschpflicht betroffen sein
Gas-BrennwertheizungBrennwertgeräte nutzen nicht nur die Wärme – die beim Verbrennen von Gas entsteht – sondern auch den dabei erzeugten Wasserdampf. Dies führt zu einer effizienteren Wärmeerzeugung.Sehr hoher Wirkungsgrad / geringerer Gasverbrauch im Vergleich zu Standard-Gasheizungen / Energieeinsparung / niedrigerer CO2-PreisHöherer Anschaffungspreis im Vergleich zu Standard-Gasheizungen – benötigt einen Abgasweg
GaskombithermeGaskombithermen erzeugen neben Raumwärme auch Warmwasser. Sie sind somit eine Kombination aus Heizung und Warmwasserbereiter.Platzsparend – es wird keine separate Warmwasserbereitung benötigt.Höherer Anschaffungspreis – benötigt einen Abgasweg
Gas-HybridheizungEine Gas-Hybridheizung kombiniert eine Gasheizung mit erneuerbaren Energien – etwa einer Solarthermieanlage oder einer Wärmepumpe.Nutzt erneuerbare Energien / sehr hoher Wirkungsgrad / kann CO2-Emissionen reduzieren / Förderung vom Staat für erneuerbaren AnteilHoher Anschaffungspreis / Planung und Installation können komplex sein / zwei Heizsysteme benötigen mehr Platz
H2-ready-GasheizungH2-ready Gasheizungen sind auf den Einsatz von Wasserstoff als Brennstoff vorbereitet. Bei Verfügbarkeit kann Erdgas durch Wasserstoff ersetzt oder gemischt werden.Kann erneuerbare Energie nutzen (grüner Wasserstoff) / kein CO2-Ausstoß bei Verbrennung von Wasserstoff / zukunftssichere InvestitionDerzeit begrenzte Verfügbarkeit und Infrastruktur für grünen Wasserstoff / hoher Anschaffungspreis / Zustand der Gasnetze

H2-Gasheizung vor kommunaler Wärmeplanung: 65-Prozent-Quote – Beispiel zeigt die Problematik

Denn für die Nutzung einer H2-Heizung muss das Gasnetz auf Wasserstoff umgerüstet und dieser eingespeist werden. In Gebieten – wo das nicht der Fall ist oder stattdessen in ein Fernwärmenetz investiert wird – ergibt die Investition in eine H2-Gasheizung wenig Sinn. Daher sollten primär Verbraucher in Alt- und generell in Bestandsbauten erst einmal auf die Wärmeplanung ihrer Kommune warten. Komplexer wird es bei defekten oder von der Austauschpflicht betroffenen Heizungen in Deutschland.

Dazu ein Beispiel: Die Gasheizung von Familie Muster ist defekt und muss schnellstmöglich getauscht werden. Die Familie bewohnt ein schlecht isoliertes Haus mit kleinen Heizkörpern und lehnt eine Wärmepumpe aus Kostengründen ab. Eine kommunale Wärmeplanung liegt noch nicht vor – trotzdem möchte die Familie in eine H2-Gasheizung investieren. Konkret ist das möglich. Jedoch greift in absehbarer Zeit die 65-Prozent-Quote – das bedeutet: Die Heizung muss zumindest langfristig zu Teilen mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Option Gasheizung im Heizungsgesetz: Biomasse statt Wasserstoff – Grüne warnen vor "Risiko"

Kein Problem – sofern das Gasnetz H2-ready ist und das Haus von Familie Muster angeschlossen werden kann. Umgekehrt könnte sich die Kommune – in der Familie Muster lebt – gegen die H2-Option entscheiden. Dann müsste die Familie auf anderen Wegen die 65-Prozent-Quote erfüllen. Naheliegend ist die Nutzung der Gasheizung über Biomasse (Biomethan). Den Biomethan-Vertrag oder mögliche Anpassungen an der Heizung müsste die Familie dann aus ihrer eigenen Tasche bezahlen. Der Pflichtanteil für Biogas soll zeitlich gestaffelt werden:

JahrBiogasanteil
2029mindestens 15 Prozent
2035mindestens 30 Prozent
2040mindestens 60 Prozent

Die Grünen beschreiben die Investition in eine auf Wasserstoff umrüstbare Gasheizung in Gegenden ohne kommunale Wärmeplanung in ihrem Papier als "erhebliches finanzielles Risiko". "Denn alle Heizungen – die ab 2024 ausgetauscht oder neu verbaut werden – müssen kurz- oder mittelfristig die 65 Prozent erneuerbaren Anforderungen zum Klimaschutz erfüllen." Die FDP wiederum lobt den technologieoffenen Ansatz und die Alternativen, falls die H2-Nutzung am Ende doch nicht möglich sein sollte.

Die Grafik zeigt, wie aus Wasser und Strom grüner Wasserstoff gewonnen werden kann. Klimaneutraler Wasserstoff gilt als Voraussetzung für H2-Heizungen in der Energie- und Wärmewende.
Die Grafik zeigt, wie aus Wasser und Strom grüner Wasserstoff gewonnen werden kann. Klimaneutraler Wasserstoff gilt als Voraussetzung für H2-Heizungen in der Energie- und Wärmewende. © dpa-infografik

Gasheizung ab 2024: Verbraucher sollten Wärmeplanung abwarten – sonst kann es teuer werden

Alternativ zum Biogas kann zusätzlich zur Gasheizung auch eine weitere klimafreundliche Technik installiert werden – Stichwort Hybridheizung. Das kann im Hinblick auf das Heizungsgesetz eine Wärmepumpe oder Photovoltaik sein. Der Unterschied zum Biogas: Betroffene Eigentümer wie Familie Muster müssen dann zweimal zahlen – einmal für die H2-Gasheizung und später noch einmal für die regenerative Technik. Das Warten auf die kommunale Wärmeplanung ist in vielen Fällen daher sinnvoll.

Zudem sollen die Vorgaben im Heizungsgesetz – etwa die 65-Prozent-Quote – erst nach Abschluss der kommunalen Wärmeplanung für Bestandsgebäude gelten. Somit haben Eigentümer in Bestandsbauten erst einmal einen zeitlichen Puffer. Zumal funktionierende Gas- oder Ölheizungen nicht verpflichtend ab 2024 (bzw. 2028) getauscht werden müssen. Der Bestandsschutz wird sowohl im Papier der FDP als auch der Grünen ausdrücklich erwähnt. Noch ist Gesetz auch nicht vom Bundestag beschlossen.

Ampel-Koalition plant Beratungspflicht im Heizungsgesetz: Dieser entscheidende Punkt ist unklar

Änderungen am Heizungsgesetz sind somit noch möglich. Vor der Investition in eine neue Heizung sollte man sich grundsätzlich umfassend informieren – und bei Bedarf eine Beratung in Anspruch nehmen. Mit Blick auf die H2-Gasheizung soll eine externe Beratung sogar verpflichtend sein und über die Risiken und Kosten aufklären. "Um teure Fehlinvestitionen zu vermeiden, wird eine verpflichtende Beratung vor Einbau einer Gasheizung ab 2024 eingeführt und eine Informationskampagne der Bundesregierung gestartet", heißt es im Papier der Grünen.

Die Übernahme der Kosten ist noch nicht abschließend geregelt. Dafür stehen aber die wichtigsten Eckpunkte zur Förderung für eine neue Heizung fest – die Ampel-Parteien planen finanzielle Zuschüsse von bis zu 70 Prozent. Unter anderem ist ein "Klima-Geschwindigkeitsbonus" in Höhe von 20 Prozentpunkten geplant. Dafür muss die neue Heizung vor 2028 eingebaut werden. Damit will die Koalition den vorzeitigen Heizungstausch anregen – gerade für Eigentümer mit einer alten Heizung könnte dieser Teil der Förderung interessant werden.