Berlin. In Deutschland werden immer mehr Wärmepumpen verbaut. Welche Städte führen das Ranking an? Hier lesen Sie mehr über die neusten Zahlen.

Die zunehmende Hitze und die verheerenden Waldbrände in Europa führen es deutlich vor Augen: Der Klimawandel wird weltweit immer spürbarer – umso wichtiger wird die Energie- und damit einhergehend die Wärmewende. Dazu zählt auch der Tausch alter Heizungen gegen regenerative Technologien. Neben der Gasheizung in H2-Nutzung oder der Pelletheizung ist für einen Großteil der Eigentümerinnen und Eigentümer die Wärmepumpe die Alternative zur alten Gas- oder Ölheizung.

Wärmepumpen-Ranking 2023: Stadt in NRW ist Spitzenreiter – meiste Anlagen in Neubauten

Das Jahr 2022 war für die Wärmepumpe ein Rekordjahr: Im Vergleich zu 2021 wurden fast doppelt so viele Wärmepumpen verkauft. Bloß aktuell stockt der Absatz von Wärmepumpen etwas – als Gründe nennen Experten den Dauerstreit in der Ampel-Koalition um das neue Heizungsgesetz. Dennoch: Der Trend zur Wärmepumpe setzt sich fort. Einem Ökonomen zufolge könnten die Preise für Wärmepumpen zudem bald sinken und die Technik damit noch attraktiver für Neu- und Bestandsbauten machen.

Doch wo werden in Deutschland die meisten Wärmepumpen verbaut? Und welche Städte bilden das Schlusslicht? Das Energieunternehmen "Enpal" wollte das genauer wissen und hat eine Studie in Auftrag gegeben – jetzt liegen die Ergebnisse vor. Allen voran in Neubauten ist die Wärmepumpe die erste Wahl – über 50 Prozent der 2022 gebauten Wohngebäude heizen mit Wärmepumpen. Spitzenreiter unter den Städten ist das nordrhein-westfälische Bottrop – hier werden 59 Prozent aller Neubauten seit 2017 mit Umwelt- bzw. Geothermie beheizt.

Studie zum Ausbau der Wärmepumpe: Habecks Heimatstadt ist Schlusslicht – Grund bekannt

Für die "Enpal"-Studie wurden die verschiedenen Heizungsformen in den in Deutschland zwischen 2017 und 2021 fertiggestellten Gebäuden ermittelt und der Anteil an Wärmepumpen miteinander verglichen. Auf den Spitzenreiter Bottrop folgt Mönchengladbach (NRW): Hier liegt die Nutzung von Wärmepumpen bei fertiggestellten Gebäuden und Wohnungen bei 49,3 Prozent. Auf dem dritten Platz landet Pirmasens (Rheinland-Pfalz) mit 48,2 Prozent. Auch in Baden-Baden (Baden-Württemberg) und Trier (Rheinland-Pfalz) werden knapp die Hälfte aller Neubauten mit Wärmepumpen beheizt.

Das Schlusslicht im Ranking ist die schleswig-holsteinische Stadt Flensburg – die Heimatstadt von Klimaschutz- und Wirtschaftsminister Robert Habeck. In nur 113 von 3026 fertiggestellten Gebäuden wärmen die Einwohner ihr Eigenheim mit Geo- bzw. Umweltthermie – das entspricht rund 3,7 Prozent. Als Grund nennen die Autoren der Studie die flächendeckende Nutzung von Fernenergie. Der Anschluss an ein Nah- oder Fernwärmenetz ist deutlich günstiger als die Investition in eine Wärmepumpe. Es gibt jedoch ein paar Dinge zu beachten.

In Flensburg, der Heimatstadt von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Collage) geht der Wärmepumpen-Ausbau nur schleppend voran. Grund ist die Verfügbarkeit von Fernwärme.
In Flensburg, der Heimatstadt von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Collage) geht der Wärmepumpen-Ausbau nur schleppend voran. Grund ist die Verfügbarkeit von Fernwärme. © picture alliance/SVEN SIMON/Frank Hoermann

Wärmepumpen-Studie zeigt: Großstädte sind oft Schlusslicht – neue Zahlen machen Hoffnung

Ein Nah- oder Fernwärmenetz muss vorhanden oder zumindest geplant sein. Auch deshalb ist im geplanten Heizungsgesetz die kommunale Wärmeplanung bis 2028 verpflichtend vorgesehen. Kommunen sollen die Verfügbarkeit eines Wärme- oder Wasserstoffnetzes prüfen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher sollen auf diese Weise vor unnötig hohen Eigeninvestitionen geschützt werden. Genau wie die Wärmepumpe oder Pelletheizung gilt die Nah- und Fernwärme als klimafreundlich. Die Voraussetzung ist, dass die Erzeugung der Wärme zu 100 Prozent klimaneutral erfolgt.

NameRobert Habeck
Geburtsdatum2. September 1969
SternzeichenJungfrau
AmtWirtschaftsminister, Vizekanzler
ParteiBündnis 90/Die Grünen
Parteimitglied seit2002
FamilienstandVerheiratet, vier Söhne
WohnortBerlin/Flensburg

Ähnlich niedrig wie in Flensburg ist die Wärmepumpen-Quote mit rund vier Prozent auch in Bremerhaven. Auffallend im Ranking sind auch die Städte Offenbach am Main und Frankfurt am Main.

Sowohl bei der Wärmepumpe als auch bei Photovoltaik sind die beiden Main-Städte Schlusslichter. In lediglich 6,4 und 6,6 Prozent aller Neubauten wird mit Wärmepumpe geheizt. Mit einem Anteil von 7,1 Prozent folgt die Stadt Emden in Niedersachsen im Ranking. Laut der Studie sind diese Städte aber auf einem guten Weg. In Emden hat sich Zahl neu eingebauter Wärmepumpen in den letzten fünf Jahren verzehnfacht – von 0,6 Prozent 2017 auf 6,4 Prozent in 2021. In Frankfurt am Main ist die Anzahl von 4,6 Prozent (2017) auf 17 Prozent (2021) um 452 Prozent gewachsen.

Fachmann ordnet Zahlen zur Wärmepumpe ein: "Politik hat die Menschen unnötig verunsichert"

Um rund 300 Prozent ist der Anteil von Neubauten mit Wärmepumpe in Kempten (Allgäu) und Hannover sowie in Passau angestiegen. Auch diese Städte in Deutschland sind der Analyse zufolge auf einem guten Weg. Wolfgang Gründinger, Chief Evangelist bei "Enpal", kommentierte die Ergebnisse der Studie: "Der Trend beim Ausbau von Wärmepumpen geht nach oben. Die Wärmepumpe ist für die meisten Bürger die wirtschaftlich beste Lösung." Bei den Kosten würden jedoch oft stark übertriebene Zahlen die Runde machen.

"Viele Menschen warten mit der Entscheidung ab. Die Politik hat die Menschen durch ihren Streit um das neue Gesetz unnötig verunsichert." Gründigers Forderung an die Politik: "Jetzt muss die Förderung schnell geklärt werden – damit die Menschen endlich Klarheit über ihre Investitionen haben." Jüngst sind neue Details zur Wärmepumpen-Förderung durchgesickert. Die maximale Fördersumme soll gedeckelt werden. Zudem soll es eine Extrasumme für Menschen mit kleinen Einkommen geben.

Für die Analyse hat Enpal die Formen primär verwendeter Heizenergieen in allen fertiggestellten Wohngebäuden und Nichtwohngebäuden sowie in Wohnungen in Wohngebäuden von 2017 bis 2021 in den Regionaldatenbanken der Länder ermittelt. Daraufhin wurde der Anteil an Gebäuden mit Umwelt- oder Geothermie erfasst und miteinander verglichen. Die vollständigen Ergebnisse der Vergleichsstudie können über die Homepage von Enpal eingesehen werden. Unserer Redaktion wurden die Daten zur Verfügung gestellt.