Bufleben. Neun Wassermühlen standen einst entlang des Flüsschen Nesse im Kreis Gotha. Gab es kein Nesse-Wasser, dann blieben die Mühlen stehen. Ein Bufleber Müller hatte eine Idee, wie er das Nahlwerk trotzdem in Gang setzen konnte.

Der Bufleber Müllermeister Egon Monkowius war der letzte seiner Art in der dortigen Mühle. Allein am Lauf der Nesse sollen es einst neun Wassermühlen gewesen sein. Fast jedes größere Dorf hatte eine, erklärte der Müller einmal. Noch im Jahre 1950 gab es im Kreis Gotha 50 Mühlen, drei Mühlenbauer und in Crawinkel sogar eine Mühlstein-Hauerei. Selbst Gotha konnte damals noch mit drei Mühlen aufwarten.

Der uralte Beruf des Müllers ist so gut wie ausgestorben. Mehl wird fast nur noch fabrikmäßig hergestellt. Von der „Idylle am rauschenden Bach“ kann also schon lange keine Rede mehr sein.

Zwischen Bufleben und Hausen liegt ein Anwesen mit einstiger Wasser- und Windmühle. Laut Mühlenexperte Reinhard Kehl sei die Wassermühle um die Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden und anno 1766 bei einem Besitzerwechsel urkundlich erwähnt worden.

Müllermeister Egon Monkowius (1934-2013) betrieb diese Mühle seit 1955, erst auf Pacht, bevor er sie 1967 selbst erwarb, so Buflebens Ortschronistin Ingrid Lesser. Mit Leib und Seele war Egon Monkowius Müller, hat seine Profession von der Pike auf gelernt. Zuerst bei seinem Vater in Brüheim, später in der Gothaer Bissingsmühle, von der er schwärmte, denn sie sei nicht nur die älteste Mühle der Stadt gewesen, sondern damals auch die modernste weit und breit. Heute ist von dem Mühlengebäude an der Breiten Gasse nichts mehr zu sehen.

Mühlsteine mit Hammer und Meißel geschärft

In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Bufleber Mühle noch Mehl und Schrot gemahlen. Die Bauern von Pfullendorf und Hausen brachten mit Kuhgespannen ihre Getreidesäcke zur Mühle. Später wurden auch Bestellungen aufgenommen. Egon Monkowius holte das Getreide mit dem Pferdewagen von den Höfen ab und brachte die mit Schrot gefüllte Säcke wieder zurück.

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Doch schon 1960 war es mit der Eigenständigkeit vorbei. Der Müllermeister musste, um seine Mühle weiter betreiben zu können, in die LPG eintreten. Nun wurden hauptsächlich Futtermittel produziert. Stets war der aus Ostpreußen stammende Müller bestrebt, die Mühle am Laufen zu halten, hat die Mühlsteine sogar mit Hammer und Meißel eigenhändig geschärft. Als die Mühle in den 1980er-Jahren von der LPG nicht mehr benötigt wurde, weil fabrikmäßig hergestellte Fertigfuttermittel günstiger waren, betrieb er sie nebenberuflich weiter, denn Futtermittel und Schrot für Kleintierhalter waren zu DDR-Zeiten immer begehrt. Bis kurz nach der Wende war das so. Dann schickte ihn die LPG in den Vorruhestand. Die Ehefrau Helga (1933-2023) versuchte noch, einen Futtermittelhandel aufzubauen, scheiterte jedoch daran.

Auf dem rund einen Hektar großen Anwesen mit Haus und Hof hielt das Ehepaar Monkowius Hühner, Schafe und Schweine. Für gute Bekannte schaltete Egon auch als Ruheständler noch das Mahlwerk an und schrotete so manchen Sack Getreide.

Die Bufleber Mühle wurde vom Wasser der Nesse betrieben.
Die Bufleber Mühle wurde vom Wasser der Nesse betrieben. © Archiv | Heiko Stasjulevics

Imposant war es, wenn der Müllermeister die Riemen auflegte, das Mahlwerk über Transmission in Gang setzte, getrieben von einem großen Elektromotor. Bis 1960 wurde die Mühle noch mit dem Wasser der Nesse, über einen abgezweigten Mühlgraben mit Stauwerk, angetrieben. Später übernahm das eine Turbine, denn das Nessewasser sei schon immer schwach gewesen. Deshalb wurde auch schon vor über 250 Jahren die Bockwindmühle kurz oberhalb der Wassermühle errichtet. Zum Ausgleich für wasserarme Zeiten. Diese Windmühle lag Egon besonders am Herzen. Die Mittel für eine Sanierung konnte die Familie jedoch nicht aufbringen, erinnert sich Tochter Petra Monkowius.

Der trockene Mühlgraben mit einstiger Radstube.
Der trockene Mühlgraben mit einstiger Radstube. © Archiv | Heiko Stasjulevics

Als Zusatzantrieb stand auch ein Lokomobil - eine fahrbare Dampfmaschine - im Schuppen, welches er von seinem Vorgänger Reinhold Ewert mit übernommen hatte. Ebenso konnte ein Ein-Zylinder-Dieselmotor für den Antrieb der Mahlgänge genutzt werden, wenn die Nesse zu wenig Wasser führte.

Im Jahre 1980 begann die Kirchgemeinde mit der Sanierung der Windmühle. Fertig wurde sie nicht, aber ein großes Kreuz im Giebel der Mühle erinnert daran und blieb von der damaligen Staatssicherheit unbemerkt, freute sich Egon Monkowius. Zuletzt musste er einen bitteren Weg gehen, er verschenkte die alte Bockwindmühle.